An diesem sonnigen-heißen Sonntag trudeln Irene und Rudi gegen halb Zehn in meiner Residenz ein und sogleich schwingen wir unsere Gesäße in die vierrädrige Gehprothese. Die Reise endet schließlich auf einem kleinen Wanderparkplatz in … Von dort wandern wir durch das … mit dem Ziel, die seitlichen Quellaustritte zu untersuchen, die dem Hauptbach Wasser zuführen. Um dem 1. Zipfer’schen Gesetz Genüge zu tun, führen wir heute nur eine minimalistisch-desolate Ausrüstung mit uns (eine einzige billige LED-Lampe, helgestellt von Zwangsalbeitel in Gulag in China und sonst nichts).
Das Tal ist von landschaftlichem Reiz und die kleinen Gewässer haben überraschend viel Kalktuff abgelagert. Stellenweise fließen die Zubringer durch Kanäle und kleine Becken, die aus Kalktuff aufgebaut sind. Um zu den Quellen der Seitenbäche zu gelangen, müssen wir teilweise sehr weit die steilen Hänge des Tales hoch steigen, was so manche Schweißperle im stechenden Sonnenlicht zur Verdunstung bringt. Zunächst kommt aus Speläologensicht nichts dabei heraus. In den meisten Fällen kommt das Wasser einfach aus dem Hangschutt. Die Wasseraustritte sind in der Regel aber doch sehr scharf auf einen bestimmten Punkt konzentriert, was auf zugerutschte Karstquellen schließen lässt.
Auf unserem Marsch fällt uns eine von links kommende Klinge auf, die tief eingeschnitten ist und viel Wasser führt. Sofort wächst die Spannung. Zu unserer Überraschung kommt das Wasser aber nach ein paar Metern von rechts den Hang herunter (später sehen wir, dass es auch einfach aus dem Boden austritt), während die Klinge selbst ab hier trocken ist. Sie sieht aus wie eine Miniausgabe der Teufelsklinge in Heubach. Wir sehen eine Felsstufe vor uns auftauchen, hinter der eine weitere Felswand den Abschluss bildet. Schon von unten können wir ein Loch in der hinteren Felswand ausmachen! Mir läuft sofort der Sabber runter und wir beeilen uns, die Felsstufe hochzuklettern und zum Loch zu gelangen.
Tatsächlich, ein Höhleneingang, groß genug, dass man geduckt sitzen kann. Man kann etwa eine Körperlänge weit hinein krabbeln, dann knickt der Gang hart nach links, wird niedriger und ist etwa drei Meter weit einsehbar. Ein paar Felsen verhindern (noch) das weitere Vordringen. Vorne besteht der Boden aus Felsbrocken mit Fließfacetten, während er hinten in Lehm übergeht. Von der Decke hängen ein paar Tropfröhrchen. Man kann auch schön das Flusshöhlenprofil erkennen. Heute kommt kein Wasser aus der Höhle, aber aufgrund der gefüllten Vertiefungen im Boden kann man annehmen, dass das Loch bei Starkregen / Schneeschmelze noch aktiv ist, also einen Bröller darstellt.
Eine genauere Erforschung ist aufgrund der bewusst einfachen Ausrüstung nicht möglich, aber: Wir kommen wieder! Selbstverständlich mit der notwendigen Umsicht, denn der Eingangsbereich ist ziemlich labil und viele Steine sind locker.
Wir setzen die Untersuchung des Tales fort, finden aber außer Quellen keine Höhle. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit können wir nur die Hälfte des Tales absuchen, bevor wir abbrechen müssen. Auch hier gilt: Wir kommen wieder!