Das Höhlenkataster Schwäbische Alb als etablierte Institution verwaltete seinen Datenbestand natürlich schon seit langer Zeit nicht nur in Form von Papierakten, sondern auch in elektronischer Weise. Letzteres wurde mit Hilfe einer Desktopdatenbank realisiert, welche allerdings mit dem Nachteil verbunden war, dass nur ein Höfo mit nur einem Computer die Höhlendaten bearbeiten konnte. Deswegen hat Katasterführer Ritschi zusammen mit anderen Höfos (darunter meine Person) seit ein paar Jahren nach einer modernen Lösung Ausschau gehalten, die es gestattet, über das Internet gemeinsam am Höhlenkataster zu arbeiten. Zum Glück waren / sind unsere südöstlichen Nachbarn schon weiter und haben mit „Spelix“ genau so ein System bereits etabliert. In Österreich laufen alle (?) Höhlenkataster darüber. Netterweise waren die Österreicher bereit, die Schwabenhöfos mit an Bord zu nehmen und „Spelix“ sogar teilweise an unsere Bedürfnisse anzupassen.
Nach einigen vorausgegangenen Sitzungen fanden sich am Sonntag rund 20 Höhlengrubler im Rasthaus über der Laichinger Tiefenhöhle zusammen, um sich von Ritschi und Spelix-Erfinder Harry in das Programm einweisen zu lassen. Bernhard und ich zählten auch zum Teilnehmerkreis.
Spelix wird zwar komplett mittels Webbrowser über das Internet benutzt, ist aber nicht öffentlich zugänglich. Ohne Benutzername und Passwort kommt man nicht über die Startseite hinaus. Zugangsdaten erhalten erst einmal nur Höfos aus Höhlengruppen, die früher schon dem Kataster mit Höhlenmeldungen, Höhlenplänen usw. zugearbeitet haben. Auf Kartenblatt 7225 Heubach mache ich das seit mittlerweile 32 Jahren und darf daher in Spelix „mitspielen“. Bernhard ist auch dabei. Ritschi bleibt als Katasterführer natürlich weiterhin die oberste Instanz, die größere Änderungen an den Daten und neue Höhlen final abnicken muss.
Spelix ist eine feine Sache. Ich hoffe, ich bekomme keine Prügel, wenn ich anhand einiger Bilder zeige, was das Programm kann.
Neben den reinen Stammdaten, wie dem Namen und der Katasternummer, den Koordinaten und der Länge der Höhle, lassen sich auch Fotos, Pläne, Tourenberichte, Vermessungsdaten und Literatur im Programm ablegen. Die Höhlen selbst werden als Marker auf einer auswählbaren Karte dargestellt. Dadurch erkennt man, zumindest mit etwas Routine, auf einen Blick, ob die Koordinaten plausibel sind. Auf Blatt 7225 ist das leider oft nicht der Fall.
Man kann in Spelix auch Vermessungsdaten aus einigen Vermessungsprogrammen importieren und sie dort sogar weiter bearbeiten. Ich benutze seit Jahrzehnten Compass als Vermessungssoftware. Der Import der reinen Messdaten aus Compass hat zwar bei meinem Test problemlos geklappt, allerdings gehen die ganzen Metainformationen verloren. Spelix erkennt daher z.B. nicht, welche Messzüge ich in Compass als Oberflächenmesszüge gekennzeichnet habe.
Man kann sich aus den hochgeladenen Vermessungsdaten sogar direkt im Browser 3D-Modelle der Höhle anzeigen lassen. Bei dem gelben „Schlauch“ auf dem Bild oben handelt es sich um Oberflächenmesszüge, die man eigentlich bei so einem räumlichen Bild ausblenden würde. Spelix kann also ein dediziertes Vermessungsprogramm wie Compass o.ä. nicht ersetzen. Da der Schwerpunkt Katasterarbeit sein soll, muss es das m.E. auch nicht.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Die Benutzeroberfläche von Spelix ist relativ gewöhnungsbedürftig, weil sich Symbole und Benutzerführung oft nicht an etablierte Webstandards halten. Ich kann mir das Urteil erlauben, denn in meinem Berufsleben habe ich schon einige große Webapplikationen entwickelt. Als regelrecht nervig empfinde ich die Tatsache, dass bei den meisten Aktionen ein neues Browserfenster geöffnet wird. Wenn ich zwischen mehreren Anwendungen hin und her wechsle, muss ich das benötigte Spelix-Fenster umständlich in der Taskleiste suchen.
Trotz dieser „hakeligen“ Stellen bedeutet Spelix einen Quantensprung für die Arbeit am Höhlenkataster Schwäbische Alb. So leistungsfähig und dezentral organisiert war sie noch nie. Daher bin ich positiv gespannt auf das, was in den nächsten Monaten und Jahren noch kommt!