Am Übergang vom Nägelberg zum Waldstück „Schorren“, südlich von der Teufelsklinge, ist auf der Karte eine Reihe von Felsen eingezeichnet. Die Felszeile erstreckt sich in der Luftlinie über etwa einen halben Kilometer von Osten nach Westen. Bereits als Jungspunds war uns dieser Eintrag auf der Karte aufgefallen und an einem verregneten Tag im April 1986 war ich mit Stephan vor Ort auf der Jagd nach neuen Höhlen. Wir stießen tatsächlich auf einen Hohlraum mit einem schmalen, hohen Schlüssellochprofil. Nach einer kurzen Sondage gelangten wir damals zu dem Schluss, dass es hier wohl nicht weiter geht und keine neue Höhle auf uns wartete. Seitdem war ich nie mehr dort. Das sollte sich heute, Jahrzehnte später, ändern! Vor allem dürften wir bei der 1986er Tour nicht den ganzen Felsriegel untersucht haben und vielleicht, ja vielleicht, gibts doch noch etwas neues…
Peter, Rudi und ich steuern am späten Vormittag den Wanderparkplatz „Stock“ an der Straße nach Bartholomä an. Das Töfftöff wird kunstvoll parkiert und parallel zur Straße gehen wir durch den Wald nordwärts bis zur Hangkante. Ich justiere den Höhenmesser und schon geht es ab in den Hang. Auf der Höhenlinie 690-700m ü. NN queren wir weglos Richtung Westen und beäugen alles, das irgendwie auch nur im Entferntesten mit einer Höhle zu tun haben könnte.
Fuchsbauten gibt es ohne Ende! Stellenweise stinkt es erbärmlich nach Fuchskacke, was zur Vorsicht nötigt, nicht beim Kraxeln in unappetitliche Hinterlassenschaften der rotbraunen Vierbeiner zu greifen. So sehen die gigantischen Kavernen aus, über die wir stolpern:

Man kann anhand der Größe der Buchenblätter im Vordergrund erahnen, welche Dimensionen die unterirdischen Hallen haben!
Etwas interessanter sind schon die Kuhlen und Senken, die sich vor allem im östlichen Hangteil finden. Wie diese zustande gekommen sein können, ist unklar. Es fällt auf, dass man von diesen Senken gute Sicht hinüber zur Bartholomäer Steige hat. Es ist bekannt, dass sich in den letzten Kriegstagen im Raum Beuren Wehrwolfkommandos festgesetzt hatten, um den Durchbruch der Amerikaner zum Albaufstieg zu verhindern. Von den Löchern im Hang aus hätte man Fahrzeuge auf der Straße nach Bartholomä unter Beschuss nehmen können. Diese Hypothese hat jedoch einen Haken: In den Kuhlen hätte immer nur eine Person Unterstand beziehen können aber keine Bedienmannschaft für ein MG oder einen Mörser. Nichts genaues weiß man also nicht!
Höhlenmäßig ist erst einmal nichts zu sehen. Erst als wir uns ziemlich direkt südlich der Teufelsklinge befinden, stoßen wir auf einen großen Felsen. Seitlich von diesem führt der auf der Karte nicht verzeichnete Zickzackweg von der Teufelsklinge Richtung „Gmünder Weg“. Und dort finde ich nach kurzer Suche auch „unser“ altes Loch von 1986 wieder! Der „Bart“ des Schlüssellochprofils ist ohnehin unpassierbar schmal aber nach einem kurzen Aufstieg kann man in die Primärröhre hineinschauen.

Die Primärröhre teilt sich sogleich in zwei Äste, die beide viel zu eng für einen Vorstoß sind. Auch mit einer Grabung geht hier absolut nichts. Unsere Einschätzung vor bald 40 Jahren war also korrekt und wird auch durch die heutige Altersweisheit und -Milde nicht abgeschwächt. Außerdem liegt in dem Hohlraum ein gigantischer Sch…haufen von einem Vierbeiner, was ohnehin alle Ambitionen zu einer wahrhaft besch…eidenen Angelegenheit machen würde.
Rudi hat einen anderen Termin und bricht die Tour demoralisiert ab, während Peter und ich den Hang bis zum Ende der Felsen abgrasen und die Höhlensuche zu einem Abschluss bringen wollen. Das tun wir auch. Wir stoßen auf weitere Fuchsbauten und kein einziges aussichtsreiches Objekt. Aber auch ein negatives Ergebnis ist ein Ergebnis und vervollständigt unser Bild vom Vorkommen oder Nicht-Vorkommen von Höhlen rund um Heubach.
Da wir nach Rudis Flucht ohne Auto sind, wandern wir zu Fuß nach Heubach zurück und werfen unterwegs einen Blick in die Teufelsklinge. Der Steig vom Forstweg hinüber in die Schlucht hat sich schwer verändert, seit ich vor einigen Jahren zuletzt hier war. Durch intensiven Steinschlag bzw. Hangrutsche liegt der frühere Weg unter bis zu zwei Metern Erdreich und Schutt begraben und der heutige Trampelpfad führt einfach eine Etage höher am Hang entlang. Das ursprünglich vorhandene Geländer bzw. der Handlauf sind teilweise verschüttet und teilweise von den Gesteinsmassen einfach weggerissen worden. In den Eingang des Teufelsklingenbröllers kann man zwar noch hineinschauen aber das Mundloch ist ebenfalls zu einem großen Teil verschüttet. Soweit ich es weiß, sind die Forschungen in dieser Großhöhle mehr oder weniger abgeschlossen.