Weißer Krater und holländische Höhle

Am späten Vormittag setzen wir uns von Bandung aus in südwestliche Richtung in Bewegung. Kaum haben wir die quirlige indonesische Metropole hinter uns, fahren wir durch eine pittoreske Landschaft mit kleinen Dörfern und grünen Bergen, die bis unter die Gipfel bewaldet oder mit Terrassenfeldern beklebt sind. Auf der schmalen Straße sind noch echte vierbeinige 1 PS-Fahrzeuge unterwegs.

Über das Dorf Soreang geht es immer der (einzigen) Hauptstraße nach bis zu dem Abzweig nach links zum „Kawah Putih“ (deutlich ausgeschildert, nicht zu verfehlen). „Kawah Putih“ bedeutet „Weißer Krater“ und ist einer der beiden Krater(-seen) des Vulkanes Gunung Patuha. Wie üblich ist Eintritt zu entrichten, der hier aber für Ausländer nicht so viel teurer wie für Einheimische ist. Aber ich werde hinter den getönten Scheiben des Autos eh nicht als Bleichgesicht wahrgenommen und wir zahlen einen Pauschaltarif für die ganze Besatzung des Fahrzeugs.

Durch einen wunderschönen Wald geht es aufwärts bis zum Parkplatz fast am Kraterrand. Ein paar Schritte bringen einen zum Kratersee. Unser Vorgänger hier war ein Deutscher mit dem schönen Namen Junghuhn, der den Krater in den 1830er Jahren entdeckt hat. Er hat wahrscheinlich noch nichts zahlen müssen.

Kratersee Kawah Putih.
Kratersee Kawah Putih.

Leider hängen die Wolken in den Bergen und es ist sehr neblig. Das GPS wirft eine Höhe von 2230 m über dem Meer aus und zusammen mit dem bescheidenen Wetter ergibt das eine ziemliche Kälte. Obwohl man bei einer Fahrt in die Tropen sicher keine warmen Klamotten auf dem Radar hat, sollte man eine lange Hose und eine leichte Jacke hier herauf bringen. Es geht dann eindeutig weniger bibbernd zu.

Kratersee Kawah Putih. Abgestorbener Baum im schwefelsauren Wasser.
Kratersee Kawah Putih. Abgestorbener Baum im schwefelsauren Wasser.

Wie groß der Kratersee ist, kann ich nicht schätzen, da das gegenüberliegende und das linke Ufer sich hartnäckig im Nebel verbergen. Die Felswand rechts taucht ein paar Mal durch Wolkenlücken auf. Das Wasser des Sees ist durch suspendierten Schwefel gelb gefärbt und in der Luft liegt der penetrante Gestank von Schwefelwasserstoff. Nach einiger Zeit hat man sogar ohne Karies einen fauligen Geschmack im Mund. Man fühlt auch immer wieder einen warmen Hauch in dem kalten Wind; sei es, dass dieser vom geothermisch aufgeheizten Wasser ausgeht oder von heißen Vulkangasen. Der Schwefel aus dem Seewasser bildet am Ufer dicke, gelbe Krusten. Das Wasser muss sehr toxisch sein, denn einige im Überschwemmungsbereich stehende Bäume sehen reichlich unfit aus. Sie sind abgestorben und schwarz.

Eingang zur Goa Belanda, einem alten Schwefelbergwerk.
Eingang zur Goa Belanda, einem alten Schwefelbergwerk.

Wir folgen dem Weg nach rechts und kommen nach ein paar Schritten zum Eingang der „Goa Belanda“, der „Holländischen Höhle“. Um eine Höhle handelt es sich freilich nicht, sondern um ein Bergwerk, dessen Mundloch ca. 1,70 m x 1,80 m groß ist. Der Eingang ist vergittert aber ich kann sehen, dass der Gang nach ca. 5 m nach rechts knickt und sich im Dunkel verliert. Eine niederländische Firma hat hier im frühen 20. Jahrhundert Bergbau nach Schwefel betrieben.

Viele Fotos später ziehen wir uns wieder zurück und machen uns auf die zähe Fahrt zurück nach Jakarta.