Am Sonntag kurz nach 11 Uhr macht sich das aus Irene, Markus und mir bestehende Rollkommando auf den Weg nach Heidenheim, wo ein paar Höhlen auf ihre Befahrung warten. Die während der Anreise in gigantischen Massen anzutreffenden Radfahrer lassen Diskussionen ausbrechen, ob die Vollkaskoversicherung oder die Haftpflicht wohl zahlt, wenn beim Überholen „zufällig“ die Beifahrertür aufgeht. Wir kommen zu keinem Ergebnis und die Abschussliste enthält bei der Ankunft am Parkplatz zwischen Heidenheim und Nattheim keine Einträge.
Nach dem Abmarsch hindert uns das GPS-Gerät daran, den falschen Weg zu beschreiten, so dass wir rasch die Birkelhöhle 1 (wer fühlt sich an ein Nudelgericht erinnert?) erreichen. In diesem, laut Plan 51 m langen Loch, war ich vor Äonen schon mal. Wir schlazen uns an und stürmen ins Erdinnere. Besonders spektakulär gibt sich die Höhle auf den ersten Blick nicht. Sie besteht im Wesentlichen aus einem zwei-, drei mal abknickenden Gang, dessen Sohle vorne noch aus Humus besteht, hinten aber rasch in gazigen Lehm übergeht. Da die Raumhöhe groß genug bleibt, kommen freundlicherweise nur die Schuhsohlen mit dem Dreck in Kontakt. Der Gang ist höher als breit und weist immer wieder hohe Deckenkolke bzw. Kamine auf. Die Höhle endet geradezu abrupt an einem Lehmpfropfen, an dem sich eindeutig schon Maulwürfe zu Schaffen gemacht haben.
Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich die Reize des Lochs. An zahlreichen Stellen hat sich auf dem dunklen Gestein frischer, dünner Sinter abgeschieden, der im Licht der Stirnlampen glitzert. Ich mache eine Anzahl Fotos und Irene muss sich als Fotomodell in Geduld üben, bis das Licht so sitzt, wie gewünscht.
Trotzdem dauert es nicht sehr lange, bis wir uns wieder vor dem Höhleneingang versammeln. Wir suchen die Felswand nördlich davon ab nach der Birkelhöhle 2, die wir schnell finden. Es geht ein kurzes Stück steil den Hang hinauf zum Eingang dieser kleinen Höhle. Man muss sofort unter einem Klemmblock hindurch krabbeln, wobei mir auffällt, dass der sandig-humose Boden mit Mäusekot übersät ist. Na, da freut sich der Hantavirus! Nach wenigen Metern ist schon das Höhlenende erreicht, wo sich der Gang zu einem Kamin erhöht. Und von oben kommt ein zwar schwacher, doch deutlich fühlbarer Luftzug herunter! Die Spannung steigt, flaut aber genauso schnell wieder ab, als sich nach einer kleinen Klettertour herausstellt, dass die Luft nicht aus dem Kamin selbst stammt, sondern aus einem handbreiten Spalt rechts.
Wir steigen nun auf die Hochfläche auf und machen uns auf den Weg zum Michelegerholzschacht, der 18 m tief sein soll. Leider ist die auf der Karte noch verzeichnete Rückegasse inzwischen komplett überwuchert, so dass wir trotz GPS einen größeren Umweg hinnehmen müssen, bis wir fast punktgenau bei der Doline landen, in der sich der Schacht öffnet. Oder besser öffnete. Wir müssen mit langen Gesichtern feststellen, dass zumindest die 4 m bis zur ersten Schachtstufe komplett mit Erde und alten Kartoffeln aufgefüllt sind. Der Michelegerholzschacht ist zwar als Naturdenkmal geschützt, was aber noch niemanden gestört hat, der Aushub, altes Holz, Tierkadaver o.ä. zu entsorgen beabsichtigte. Beispiele für Naturdenkmäler, die als Müllschlucker missbraucht wurden, kann ich genügend aufzählen. Weil der Verursacher praktisch nie ermittelt werden kann, nehmen die Behörden derartige Ereignisse achselzuckend hin.
Wir grasen wenigstens noch die beiden nahe gelegenen Karstquellen mit den schönen Namen „Saumahdbrunnen“ und „Käsbrunnen“ ab. Beide sind gefasst und das Wasser plätschert aus einem Metallrohr.
Danach treten wir den Rückweg an.