Am späten Sonntag Nachmittag schaufle ich ein schmales Zeitfenster für eine kleine Tour frei. Wohin auf die Schnelle? Ich beschließe, mir die verlassenen NATO-Bunker im „Tannenwäldle“ zwischen Bettringen und Waldstetten anzuschauen. Gehört habe ich von denen schon vor 25 Jahren. Inzwischen gibts davon auch einige Fotos mit Koordinaten im Internet und natürlich auch den unvermeidlichen Geocache.
Mit den Koordinaten im Smartphone-GPS stapfe ich von der Schrebergartenkolonie in Unterbettringen aus bei sommerlich-warmen Temperaturen bergauf. Nach einem kurzen Schlenker zum „Hufeisensee“ erreiche ich das Zielgebiet. Die Koordinaten der Fotos in Google Earth erweisen sich als falsch aber die überwucherten Reste eines Zaunes weisen mir den Weg. Ein Stück weiter bergauf finde ich an einer Wegekreuzung den ersten Bunker.
Die Stirnwand des halb in den Hang gebauten Bunkers ist mit Graffiti verziert und teilweise schon von der Vegetation überwuchert. Das zweiflügelige Stahltor steht offen und ist verrostet. Schnell ist die Stirnlampe aus dem Rucksack gefischt und ich stehe in der unterirdischen Halle.
Die Halle mag etwa 15 x 20 m messen und wird von vier Betonpfeilern getragen. In den beiden hinteren Ecken führen mit Metallrohren ausgekleidete Luftschächte nach oben. Der vom Sickerwasser aus dem Beton gelöste Kalk hat sich stellenweise als weißer Sinter wieder abgelagert.
Offensichtlich dient der Bunker heute der Dorfjugend als Partykeller. Überall liegen abgebrannte Silvesterknaller herum, die bei dem überraschend lauten Nachhall in dem Raum sicher für schöne „Schläge“ gesorgt haben dürften. Außerdem liegen ein paar alte Blechfässer herum. Adolfs Badewanne finde ich jedoch nicht.
Während ich mich noch umsehe, tut es auf einmal einen lauten Schlag, dessen Ursache ich nicht ergründen kann. Ich vermute, die in der direkten Abendsonne schmorenden Türen haben sich etwas ausgedehnt und der Hall in dem Raum hat das leise Geräusch verstärkt. Die Russen kommen jedenfalls nicht.
Wieder draußen folge ich dem Waldweg Richtung Osten. Etwa 100 m weiter treffe ich auf den nächsten Bunker, der noch stärker überwuchert ist als der erste. Auch er steht offen und ist exakt gleich gebaut wie der erste. Im Osten nichts Neues.
Nochmals 80 m weiter finde ich das dritte Bauwerk. Durch das dichte Gestrüpp erkenne ich, dass bei diesem Bunker die Türen entfernt und das Loch bis auf eine kleine Öffnung zugemauert wurde. In der Öffnung befindet sich ein Fledermausgitter und daneben hängt eine Infotafel über Fledermäuse. Mal was sinnvolles. Vielleicht kann man so auch den Euro Hawk als Falkenbrutkasten recyceln.
Ich gehe noch etwa 400 m weiter, finde aber nichts mehr. Also kehre ich zurück zur Kreuzung und verfolge nun den Weg auf der gegenüber liegenden Seite. Etwa 80 m hinter der Kreuzung stolpere ich über den vierten Bunker dieser Mission. Das Gelände davor ist verwildert und der Weg zum Eingang kostet mich einige Kratzer durch das Dornengestrüpp. Irgendwie beruhigend, dass die süddeutsche Flora stärker ist als die NATO und dieser „Kampf“ statt von Kriegsgetöse vom monotonen Gezwitscher des Zilpzalps begleitet wird. Dieser Bunker ist offen und auch so wie der erste. Nichts neues.
Weiter westwärts finde ich mich in einer wildromantischen Waldlandschaft mit Schlucht und Felsen wieder. Schließlich führt mich der Wanderweg auf die Hochfläche des Berges, von der aus ich die schöne Aussicht auf das Albvorland und das Remstal genießen kann. Ein schöner Tagesausklang!