Die Höhle in der Wüste der Farben

An diesem warmen Tag sind Okvin und ich unterwegs im Nationalpark Pico del Teide auf der schönen Insel Teneriffa. Der Park umfasst im Wesentlichen die Caldera mit rund 17km Durchmesser, in der sich neben dem Teide weitere, teilweise über 3000m hohe Berge erheben. Wir haben heute bereits eine schöne, wenn auch schweißtreibende Wanderung durch die bizarre Felsenlandschaft der Roques de García hinter uns gebracht und uns an der Farbenpracht der Vulkanwüste erfreut. Vom tiefsten Schwarz, über Dunkelbraun, knalliges Rot bis hin zu den verschiedensten Grüntönen, sind fast alle Farben vertreten. Wirklich unglaublich! Diesen gelungenen Tag will ich mit dem Besuch einer vulkanischen Höhle abschließen: Die Cueva de Samara wartet!

Wir verlassen den Touristenrummel im Osten des Nationalparks und fahren durch die beinahe endlose Weite der Wüste Richtung Nordwesten. Vorbei an pechschwarzen ehemaligen Lavaströmen, roten zerfetzten Gesteinsblöcken und weiten Ebenen mit ausdauernder, niedriger Vegetation, lenke ich unseren roten Flitzer über die Straße TF-38. Unterwegs treffen wir keine 10 anderen Autos. Genau bei dem Kilometerschild 10 fahre ich vorsichtig runter auf den unbefestigten Seitenstreifen, schnalle mir die Bergstiefel unter, platziere den Cowboyhut auf dem Meggl und mache mich mit der Fotoausrüstung und der Stirnlampe auf den Weg. Okvin bleibt beim Auto.

Auf der östlichen Straßenseite führt ein angedeuteter Pfad durch das dürre Buschwerk und zwischen Kiefern hindurch in die Pampa. An einer Stelle liegt ein verwittertes Schild, das auf das Verbot, Feuer zu machen, hinweist. Im Hintergrund thront der majestätische Kegel des Teide.

Knapp hundert Meter von der Straße entfernt, bietet sich dem Auge des forschen Forschers aus Tomanien folgendes Bild:

Cueva de Samara

Im Hintergrund führt ein grabenartiger Einschnitt zum Eingang einer Horizontalhöhle. Davor öffnet sich in dem Wulst eines erkalteten Lavastromes ein elliptisches Loch, das abwärts in einer weitere Höhle führt. Zuerst inspiziere ich die horizontale Höhle. So sieht ihr Eingang aus:

Cueva de Samara. Der Haupteingang.

Etwa drei Meter hoch geht es einwärts, wobei das dreieckige Gangprofil innen sogar noch etwas an Höhe gewinnt. In der Höhle ist es sehr warm, trocken und wahnsinnig staubig. Jeder Schritt wirbelt feinen Staub auf. Schon nach 30m hat der Spaß sein Ende. Der Gang endet abrupt an einem Deckeneinbruch, durch den Tageslicht einfällt.

Cueva de Samara. Ende mit Tageslichtöffnung.

An vielen Stellen finden sich Pseudostalaktiten, die durch das Abtropfen noch nicht vollständig erstarrter Lava von der Decke der Lavaröhre entstanden sind. Sie sind wenige Zentimeter lang.

Cueva de Samara. Pseudostalaktiten, entstanden durch Abtropfen noch nicht erstarrter Lava von der Decke.

Wieder draußen im gleißenden Tageslicht, schaue ich mir den anderen Eingang wenige Meter rechts an.

Das Loch sitzt auf dem Scheitel eines alten Lavastroms, der noch als Wulst im Gelände erkennbar ist. Hier sieht man auch sehr schön, wie dieser Höhlentyp entstanden ist: Der Lavastrom fing von der Oberfläche her an abzukühlen und zu erstarren. Unter der festen Kruste floss die Lava noch wie in einer Röhre weiter, bis am Ende der Eruption der Nachschub aussetzte. Die verbleibende Lava floss aus der Röhre heraus und zurück blieb die Höhle. Durch Einsturz der Decke wurde der Hohlraum für naseweise Höfos zugänglich.

Cueva de Samara. Deckeneinbruch.

Genau genommen, führt der Deckeneinbruch in zwei verschiedene Höhlen. Das obere Loch stellt einen etwa 10m langen Krabbelgang dar, der an einer anderen Öffnung wieder ans Tageslicht führt. In die untere, mehr als mannshohe Höhle müsste man sich etwa 3m tief abseilen, was ich in Ermangelung entsprechender Ausrüstung nicht machen kann. Der Gang verläuft übrigens nicht parallel zu dem oberen Schlufgang. Die untere Höhle scheint keine Verbindung zu der nur wenige Meter entfernten Horizontalhöhle besessen zu haben.

Weitere Untersuchungen muss ich mir verkneifen, denn mein Herzblatt wartet in der Hitze des späten Nachmittages auf mich; also kehre ich zum Auto zurück.