Die Ölklingen-Quellhöhle, ein gut gehütetes Geheimnis

Die Ölklingen-Quellhöhle dient der Wasserversorgung von Weißenstein und kann ohne Genehmigung durch das Bürgermeisteramt Lauterstein nicht befahren werden. Auch mit einer entsprechenden Erlaubnis darf das Wasser nicht berührt werden, um eine Kontamination auszuschließen.
Der Eingang befindet sich hinter einer Stahltür am östlichen Ende der Klinge.

Bassins in der Ölklingenquellhöhle
Bassins in der Ölklingenquellhöhle

Der ausbetonierte Eingangsstollen weist zwei nahezu die gesamte Gangbreite einnehmende Bassins auf, von denen normalerweise nur das hintere mit Wasser gefüllt ist. In dieses sind die Leitungen zur Entnahme des Trinkwassers eingebaut. Das vordere Becken nimmt nur Hochwasser auf, das direkt in die Klinge abgeleitet wird. Nach 3 m mündet der etwas mehr als mannshohe Stollen in einen vollständig oder überwiegend natürlich entstandenen Karsthohlraum. Dessen Firste, Sohle, Rückwand und rechte (südliche) Wand können aus dem Eingangsbereich des Stollens eingesehen werden. Die linke Raumbegrenzung liegt dagegen im toten Winkel der linken Stollenwand und ist der Beobachtung nicht direkt zugänglich. Die Höhlensohle ist mit leicht gerundetem Bachschotter bedeckt. Die Decke des anfänglich über 2 m hohen Raumes senkt sich entlang einer Schichtfuge rasch auf eineinhalb Meter Höhe ab.

Aufgrund der Kräuselung der Wasseroberfläche können drei Wasserzuflüsse in den Hohlraum erkannt werden. Ein Wassereintritt befindet sich in einer runden Nische rechts, wo das Wasser durch das Sediment nach oben dringt. Dieser Zufluss ist der schwächste und versiegt nach Auskunft des städtischen Bauhofs (mündl. Mittl.) in trockenen Sommern.

Fließrichtungen des Wassers
Fließrichtungen des Wassers

Eine größere Wassermenge strömt aus einer Spalte in der rückwärtigen Wand der Höhle. Der Zufluss befindet sich vollständig unter dem Wasserspiegel in der Höhle. Seine Weite ist mit gebührender Vorsicht aus der Ferne auf 30 cm zu schätzen. Die Nische mit diesem Zufluss stellt zugleich den tagfernsten Punkt der direkt beobachtbaren Höhle dar; er ist nach einer Messung des Verfassers 6,2 m von der Türe im Eingang entfernt. Die wahrscheinlich größte Wassermenge kommt von links aus dem Teil der Höhle, der vom Eingangsstollen aus nicht eingesehen werden kann. Ob und wie weit sich die Höhle dort fortsetzt, lässt sich derzeit nicht sagen. Aufgrund des Berichts von Kreuz (1976: 24) ist eine Fortsetzung eher unwahrscheinlich. Außerdem findet sich in einem Notizbuch von Kreuz eine auf den 15.06.1975 datierte Skizze, auf der auch die vom Eingang aus nicht einsehbare Nische links dargestellt ist, welche demnach keine größere Ausdehnung aufweist.
Die Ölklinge ist als Naturdenkmal geschützt (Burgmeier & Schöttle 2002: 146).


Geologie und Hydrologie

Die Ölklingen-Quellhöhle öffnet sich in der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation (joW, Weißjura β) und als Sohlschicht fungiert die Impressamergel-Formation (joI, Weißjura α) (Schloz 1998: 4) In der Ölklinge ist eine WNW-ESE streichende Abschiebung aufgeschlossen, deren nördliche Bewegungsbahn als Staufläche wirkt (Bayer 1982: 98).

Die Schüttung der Quellhöhle beläuft sich auf minimal ≤ 1 l/s, maximal ≥ 12 l/s und durchschnittlich 7 l/s. Aus der Wasserbilanz kann auf ein Einzugsgebiet von etwa 1 km² geschlossen werden (Schloz 1998, Anl. 2). Die Gesamthärte des Wassers beträgt im Schnitt 14,1°dGH und die Karbonathärte 10,7°dKH. Die für Karstwasser relativ niedrige Karbonathärte führt Schloz (1998: 5) auf die Ausdehnung weitgehend entkalkter Feuersteinlehme im Einzugsgebiet zurück.
Das Wasser aus der Quellhöhle dient zur Trinkwasserversorgung von Lauterstein; die Gemeinde entnimmt maximal 5 l/s und höchstens 60.000 m3/a (Landratsamt Göppingen 2011).

Biologie

Kreuz (1976: 24) erwähnt den Fund troglobiontischer Tiere in der Höhle, namentlich den Höhlenflohkrebs Niphargus. Bei einer Begehung des vorderen Höhlenteils am 30.05.2022 stellte der Verfasser hunderte Exemplare einer Stechmückenart (Culicidae) sowie einige Höhlenspinnen (Meta menardi) fest.

Geschichte

Die ergiebige Quelle an der Weißensteiner Steige fiel bereits den frühen Geowissenschaftlern auf (Quenstedt 1864: 255). Die Quellfassung in ihrer heutigen Form wurde gemäß den im Bürgermeisteramt Lauterstein vorhandenen Plänen im Jahr 1951 konzipiert. Seit den 1960er Jahren wird das Wasser in einer Aufbereitungsanlage auf der gegenüberliegenden Talseite gereinigt, die wiederholt an die jeweils aktuellen Normen angepasst und modernisiert wurde. Aufgrund des strengen Schutzes wurde die Höhle wohl nur zweimal von Höhlenforschern besucht: Von Reinhold Kreuz im Jahr 1975 und dem Verfasser am 30.05.2022. Der letztgenannte Termin erforderte beinahe zweieinhalb Jahre Vorbereitungszeit.

Literatur

Bayer, H.-J. (1982): Bruchtektonische Bestandsaufnahme der Schwäbischen Ostalb (Geländeuntersuchungen, Luftbild- und Satellitenbildauswertungen).- Diss. Techn. Univ. Clausthal, 235 + 20 S., 99 Abb.; Clausthal-Zellerfeld.

Burgmeier, G. & Schöttle, M. (2002): Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart.- Bodenschutz 12, 348 S., 148 Abb., 45 Tab.; Karlsruhe.

Kreuz, R. (1976): Höhlen im Gebiet Weißenstein.- Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstf. 22 (1): 17-24, 4 Abb.; München.

Landratsamt Göppingen (2011): Wasserrechtliche Erlaubnis.- Mitteilungen der Stadt Lauterstein 37 (27): 6; Lauterstein.

Quenstedt, F.A. (1864): Geologische Ausflüge in Schwaben.- 377 S., 5 Taf.; Tübingen.

Schloz (1998): Hydrogeologisches Abschlußgutachten zur Neuabgrenzung des Wasserschutzgebiets für die Ölklingenquelle bei Lauterstein-Weißenstein.- Az 2047.01/98-4763 Sz/Ar, 7 S., 3 Anl.; Freiburg.