Dreieingangshöhle 2.5

Anfang August hatten wir die Neuvermessung der Dreieingangshöhle begonnen und im ersten Schritt den Messzug durch alle Räume gelegt. Bereits am vergangenen Wochenende waren wir mit einer größeren Gruppe wieder hier, um die Gangbegrenzungen und den Höhleninhalt zu kartieren. Jedoch, diese Tour wuchs sich zu einem mittelgroßen Desaster aus, über das ich den Mantel des gnädigen Schweigens breiten möchte. Kurzfristig organisiert stehen Irene und ich heute Abend wieder auf dem Rosenstein und steueren hoch motiviert den Eingang der Dreieingangshöhle an. Zunächst muss die Gegenhöhle dran glauben. Nachdem wir in die Höhlenkleidung geschlüpft sind, quetschen wir uns in die enge Höhle hinein.

Die Vermessungsdaten von der ersten Tour habe ich in Form des Grundrisses und dreier Längsschnitte aufbereitet und im Maßstab 1 : 200 auf Karopapier ausgedruckt. Außerdem habe ich Kopien der Messprotokolle dabei, die wir ergänzen und fortschreiben werden. Um dieses „Skelett“ herum werden wir in den folgenden Stunden den Verlauf von Wänden, Decke und Boden der Höhle zeichnen. Ich habe den Laser-Entfernungsmesser dabei, mit dem man sehr schnell und bequem eine Menge Daten sammeln kann. Ein Knopfdruck und der Laser wird aktiviert, ein zweiter Knopfdruck und die Entfernung sowie die Neigung und werden gemessen und angezeigt. Man muss nicht mehr schätzen, wie weit ein bestimmter Felsbrocken oder Wandvorsprung von einem Messpunkt entfernt ist, sondern misst es schnell. Bei der Dreieingangshöhle kommt noch hinzu, dass die Gänge überwiegend schmal, stellenweise jedoch bis zu sieben Meter hoch sind. Solche Raumhöhen liegen außerhalb der Reichweite eines Meterstabs oder Maßbandes, mit dem Laserpeilomaten jedoch ist das Messergebnis nur zwei Knopfdrucke entfernt.

In der Gegenhöhle messen wir also in alle Raumrichtungen und notieren die Links-, Rechts-, Oben- und Unten-Werte auf dem Messprotokoll. Diese Daten kommen später in das Vermessungsprogramm, um ein räumliches Modell der Dreieingangshöhle auf den Computerbildschirm zu bekommen. Parallel dazu zeichnen wir den Grundriss und den ersten Längsschnitt maßstabsgetreu und vermerken die Lage wichtiger Elemente wie Steine oder Tropfsteine. Nebenbei stellen wir fest, dass die beiden ersten Kammern der Gegenhöhle immer noch staubtrocken sind und sich erst in der dritten Erweiterung geringfügige Feuchtigkeit bemerkbar macht.

Dreieingangshöhle, räumliches Modell
Dreieingangshöhle, räumliches Modell

Wir robben wieder raus und stiefeln zackig zum Haupteingang der Dreieingangshöhle, wo trotz hereinbrechender Nacht noch immer jede Menge Kletterer rumhängen. Wir fahren sofort in die Höhle ein und bearbeiten den Geröllgang, der zur Gegenhöhle führt und mit dieser über eine unbefahrbare Engstelle verbunden ist. An einer Stelle ist dann doch großes Stirnrunzeln angesagt. Der Messpunkt ist weg. Wir können zwar den vorherigen und den nachfolgenden Punkt lokalisieren und von dort an die Stelle messen, wo der gesuchte Punkt sein müsste. Erst nach geraumer Zeit finde ich heraus, dass irgend jemand über den Punkt gekrochen ist und ihn mit Höhlenlehm zugeschmiert hat. Nach kurzem Rubbeln mit dem Ärmel des Höhlenanzugs kommt die rote Farbe unter dem Dreck wieder zum Vorschein. Danach geht alles ganz schnell.

Nachdem Abschluss der Arbeiten im Geröllgang machen wir uns an den Hauptgang, die Nasse Halle und den Endversturz. An letzterem werden wir und unsere Geräte ganz schön eingesaut. Teile der Wände in diesem Abschnitt bestehen nur aus Geröll, das von klebrigem Lehm zusammengehalten wird. Naja, beinahe, denn ein Stein verlässt seinen Verband und demoliert mein Klemmbrett, das mir über Jahre hinweg treue Dienste als Zeichenunterlage erwiesen hat. Aber solange an den Höhlenforschern noch alles dran ist, ist alles gut.

Den Schlusspunkt stellt die Lehmhalle links dar. Leider kommen wir auch heute wieder nicht durch den extrem engen Spalt durch. Ich bin mir zwar sicher, dass ich mich voll ausgeatmet durchdrücken könnte, auf dem Rückweg müsste aber garantiert sein, dass hier allein die Schwerkraft genügt, um die Reibung zwischen Körper und Felswand zu überwinden. Daran glaube ich aber nicht, weshalb wir wieder auf eine Befahrung verzichten. Wir schätzen die Raummaße von außen. Fertig! Wir schlazen uns aus und sind fünft Stunden nach Tourbeginn wieder am Auto.