Für einen Höfo ist es Selbstzweck, Licht ins Dunkel zu bringen. Manchmal beschränkt sich das nicht auf den Karst, sondern bisweilen gilt es auch besonders düstere Ecken des Höhlenkatasters zu durchleuchten. Die Scheuelberg-Südhanghöhlen 1-5 auf Kartenblatt Heubach sind solche Fälle. Allesamt wurden sie in in den 70er Jahren entdeckt. Leider erschweren die sehr kreativen Koordinaten (einige der Südhanghöhlen würden demnach im Nordhang des Scheuelbergs liegen) und Längenangaben eine Zuordnung. Wenigstens habe ich Zugriff auf das Tagebuch des damaligen, inzwischen verstorbenen Forschers R. Kreuz. Es beinhaltet einige Skizzen, die manchmal eine zweifelsfreie Identifizierung erlauben. Die Südhanghöhlen 1 und 2 habe ich anhand dieses Dokuments schon vor vielen Jahren vermessen und überarbeitet. Die Bearbeitung der übrigen Höhlen steht noch aus und soll zügig nachgeholt werden.
Irene und ich wanderten Vormittags von Beuren aus auf den Scheuelberg hinauf. Unser Vorgänger war laut seines Tagebuchs am 21.09.1972 vermutlich auch diesen Weg gegangen (ganz sicher kann ich das leider nicht nachvollziehen). Kurz bevor der Weg … erreicht, querten wir nach Osten und stießen auf die erste Höhle, die ich aus dem Tagebuch sogar schon als Skizze kannte. Sie öffnet sich in einer ca. 3 m weiten und 1,5 m hohen Nische. Links zieht eine unbefahrbare Spalte vielleicht einen Meter in den Fels. Die eigentliche Höhle setzt in der Mitte auf Bodenhöhe an. Es geht durch einen an einer Kluft angelegten Schluf mit allseitigem Körperkontakt 4 m weit in eine kleine Kammer. Diese wird von einer Querkluft gekreuzt, entlang der sich nach links und rechts zwei unbefahrbare Fortsätze entwickelt haben. Die Röhre nach rechts könnte Verbindung zu einem weiter oben liegenden Fuchsbau haben. Eine Rufverbindung konnten wir trotz der kurzen Distanz aber nicht herstellen. Im Boden der Kammer befindet sich eine Kuhle, die von einem Tier ausgescharrt worden sein könnte. Von Füchsen wird die Höhle aber sicher schon lange nicht mehr bewohnt, das würde man riechen. Ein bisschen Knöpfchensinter und ein paar Spinnenkokons bilden das nicht eben opulente Interieur der Kaverne.
Rechts von der Höhle kann man zwischen zwei Felsen steil den Hang hoch steigen, wo sich der erwähnte Fuchsbau befindet. Ungefähr an dessen Eingang ist der Fels an einer noch recht frischen Bruchfläche gelb verfärbt. Kreuz schreibt in seiner Tagebuchnotiz von 1972, dass sich hier ein Felsbogen befunden habe. Dieser muss in den vergangenen Jahrzehnten eingestürzt sein. Im Karst schreiten Veränderungen nur langsam voran, aber sie tun es!
Wir packten die Messgeräte aus und vermaßen die Höhle. Die Länge kommt gerade so auf 5 m. Währenddessen sammelte der draußen an einem Ast aufgehängte GPS-Empfänger einige brauchbare Lagedaten. Demnach ist die Scheuelberg-Südhanghöhle 3 bei den UTM-Koordinaten … auf der Erdkugel zu lokalisieren. Apropos „Südhanghöhle 3“: Die Zuordnung der Nummer Drei geschieht mehr oder weniger willkürlich. Die Koordinaten und Längenangaben im Kataster sind so grottig, dass es sich nicht nachvollziehen lässt, welche Nummer dieser Höhle eigentlich mal zugedacht war. Das Tagebuch sagt dazu nichts. Da weiter östlich zwei weitere von Kreuz aufgenommene Höhlen liegen, ist das hier für mich die dritte.
Wir wollten als nächstes ein weiteres Objekt kartieren, das in der Nähe liegen soll. Leider versteckte es sich erfolgreich vor uns. Stattdessen unternahmen wir kurze Kontrollbefahrungen der Scheuelbergschächte 1 und 2. Wir kletterten in den Eingangsschacht des ersten Schachts hinunter. Unten rutschte Irene durch den schräg abfallenden Schluf weiter abwärts, während ich Fotos machte. Ich folgte nach und nahm unten einen sehr ekligen Gestank wahr. Da wir auch als Höfos ab und zu mit Wasser und Seife in Kontakt treten, konnte niemand von uns die Quelle des Übeldufts sein. Ich leuchtete die Gegend ab und dann war alles klar: Ich habe noch nie auf dem Boden einer Höhle solche Mengen von Fuchskacke liegen sehen wie hier. O.k., wir brachen die Befahrung ab und retteten unsere Lebern vor dem Fuchsbandwurm ins Freie! Der Scheuelbergschacht 2 war dafür sauber und in Ordnung, aber ohne Fledermäuse.