Der Fetzerschacht (Kat.-Nr. 7225/107) bei Lauterstein (Landkreis Göppingen), eine neue Höhle auf Kartenblatt Heubach

1 Lage und Zugang

[Aus Gründen des Höhlenschutzes gelöscht.]

2 Beschreibung des Fetzerschachts

Der Einstieg ist fast kreisrund mit einem Durchmesser und einer Tiefe von jeweils etwa einem Meter. In Richtung NE führt vom Grund der Grube ein unbefahrbarer, versinterter Schluf weg, der auf eine gleichfalls unpassierbare Öffnung in der Steinbruchwand zuläuft.

Die eigentliche Fortsetzung ist jedoch ein Schluf, der von der Grube nach SW abzweigt. Er mündet nach 1,5 m in eine kleine Kammer von etwa 1,5 auf 2 m Grundfläche und 1 m Höhe. Der Boden besteht aus kleinerem Verbruchmaterial. Die Überdeckung der Kammer beträgt kaum einen Meter. Durch die Abbauaktivitäten im Steinbruch bedingt, ist das Gestein stark zerrüttet. Daher ist in diesem Bereich der Höhle große Vorsicht geboten!

Fetzerschacht Grundriss

Rechts bricht der Boden der Kammer in einen 13 m tiefen Schacht ab, dessen Befahrung Einseiltechnik erfordert. Bohranker mit 8 mm-Gewinde sind an dieser Stelle im April 2003 für die Seilbefestigung angebracht worden. Der Schacht ist im oberen Teil knapp einen Meter weit, verbreitert sich in der Tiefe jedoch allmählich. An einer Stelle führt eine vertikale Spalte mehrere Meter weit einsehbar, jedoch unbefahrbar eng, in den Fels. Auch gibt es hübschen Wandsinter zu bewundern.

Etwa 5 m über dem Grund durchstößt der Schacht die Decke einer Halle, die 16 m lang, 4 m breit und bis zu 5 m hoch ist. Drei Seiten der Halle werden von senkrecht aufragenden Wänden begrenzt. Der Boden besteht aus scharfkantigen Versturzblöcken. Einige der Brocken sind mit schönem hellem Sinter überzogen, was darauf hindeutet, dass es vor der Inkasionsphase eine Phase mit optisch ansprechender Versinterung gab. An der nördlichen Wand, im Bereich von Messpunkt 1.6, sind auch noch einige Korrosions- und Erosionsformen zu sehen.

Fetzerschacht Aufriss

An zwei Deckenstufen wird die Raumhöhe erst auf 2,5 m und schließlich auf 1 m verringert. Die Stufen folgen deutlich der Bankung des Gesteins. Am westlichen Ende der Halle taucht die Decke ins Sediment ab. Einige Gesteinsschichten haben sich in diesem Bereich entlang der Schichtfugen teilweise abgelöst und hängen drohend über dem Forscher, falls er darunter herumkrabbelt.

Kurz vor der zweiten Deckenstufe kann man sich an der linken Wand zwischen Versturzblöcken in einer Spalte sehr mühsam und riskant bis auf eine Gesamttiefe von 18 m hinab arbeiten. Es geht dort jedoch nicht weiter.

Die Aussichten, im Fetzerschacht noch Neuland zu erschließen, sind eher gering. Zwei mögliche Ansatzpunkte für Grabungen bieten der versinterte Schluf direkt am Eingang sowie das verstürzte Ende der Halle bei Messpunkt 1.7. Letztgenannter Ort wäre jedoch eine sehr gefährliche Grabungsstelle.

3 Entdeckung und Erforschung

1979 stöberte H.- J. Bayer im Rahmen seiner Promotionsarbeit in dem Steinbruch die …höhle auf (briefliche Mitteilung von Katasterführer Richard Frank am 03.03.1987). Dieses Objekt ging unter der Nummer … in den Höhlenkataster Schwäbische Alb ein, wo es als 5 m lange Horizontalhöhle geführt wird. Weitere Informationen sind nicht vorhanden. Schon in den 1980er Jahren war es nicht mehr möglich, die Höhle zu finden. Der Abbau in dem Steinbruch war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon stillgelegt.

Später wurde der Verfasser auf eine runde, flache Senke aufmerksam, die als Feuerstelle genutzt wurde. Einer Eingebung folgend führte er hier am 02.06.2002 eine Sondiergrabung durch, bei der der versinterte, zur Steinbruchwand ziehende Schluf angeschnitten wurde. Am 16.04.2003 machten Jürgen Friedel, Michael Gallasch, Roger Schuster und Klaus Wamsler an dieser Stelle weiter und schafften den Durchbruch in die Kammer mit dem Schacht. Da die Höhlenforscher nicht mit einem Schacht gerechnet hatten, hatten sie erst bei einer weiteren Befahrung in der Nacht vom 17. auf den 18.04.2003 die benötigte Ausrüstung für die Single Rope-Technik dabei und befuhren die gesamte Höhle. An dieser Tour nahmen die gleichen vier Personen wie bei der Entdeckung teil.

Am 19.04.2003 vermaßen Markus Dieth, Michael Gallasch und Roger Schuster die Höhle.

In Anspielung auf den engen Eingangsteil wurde als Name zunächst scherzhaft „Anderthalb Meter Schlazzerfetzer“ vorgeschlagen. Um den Namen den Gepflogenheiten des Höhlenkatasters anzupassen, wurde daraus offiziell der „Fetzerschacht“.

Ob diese Höhle etwas mit der …höhle zu tun hat, ist unklar. Im Eingangsschluf wurde eine zerdrückte und verrostete Coladose gefunden, die belegt, dass die Höhle nach ihrem Anschneiden durch den Steinbruchbetrieb zumindest teilweise zugänglich war. Es wurden keine Befahrungsspuren gefunden, doch könnte die Dose auch zusammen mit Steinen in die Höhle gelangt sein, womit letztere verschlossen wurde.

4 Geologie

Der Fetzerschacht liegt in grob gebankten Kalken. Die Gesteinsbänke sind zwischen 0,5 und 2 m mächtig. Schwämme sind nur als spärliche Einzelindividuen anzutreffen. Hornsteinknollen sind gleichfalls selten. In der Halle am Schachtgrund wurden einige vom Tropfwasser herauspräparierte Belemniten gefunden, die jedoch nicht bestimmt wurden. Von der Höhenlage her ist die gesamte Höhle stratigraphisch in den oberen Malm delta oder epsilon zu stellen.

Die Halle ist im Wesentlichen an „schwäbisch streichenden“ Klüften orientiert.

Die Schachtsohle liegt auf derselben Höhe wie der Grund des Trockentals, das unterhalb des Steinbruchs von NW nach SE verläuft. Das westliche Ende der Halle läuft auf das Tal zu, das etwa 30 bis 40 m entfernt ist. Hier sind noch die Spuren der Arbeit des Wassers festzustellen, weshalb man davon ausgehen kann, dass die Genese des Fetzerschachts mit der Talbildung korreliert. Nach der geomorphologischen Übersichtskarte der Ostalb (inDongus 1974) liegt das Gebiet des Fetzerschachts in den obermiozänen Rumpfflächen der Kuppenalb. Damit ist der Fetzerschacht als spätmiozäne bis pliozäne Bildung anzusprechen.

5 Biologie

Die Fauna des Fetzerschachts ist artenarm. Neben der Höhlenspinne (Meta menardi) wurden vor allem verschiedene Weberknechte (Opiliones) gefunden. Viele der Spinnentiere sind tot und von Pilzen durchdrungen. Die Wände der Halle wirken durch die vielen verschimmelten Spinnenleichen stellenweise wie mit weißen Flecken überzogen.

Außerdem wurden im April 2003 zwei Fledermäuse angetroffen, wovon die eine als Großes Mausohr (Myotis myotis) bestimmt werden konnte. Die andere hing für eine Bestimmung in zu großer Höhe.

Die Fledermäuse beweisen, dass es neben dem erst freigelegten Eingang noch weitere Verbindungen zur Außenwelt gibt, die für kleinere Tiere passierbar sind.

6 Fazit

Selbst in einem Gebiet, das wie das Kartenblatt 7225 Heubach mit 107 Katasternummern einen hohen Bearbeitungsgrad erlangt hat, können Intuition, Neugier, Glück und ein bisschen Ausdauer noch immer zu schönen und unerwarteten Entdeckungen führen!

Literatur

Dongus, H. (1974): Die Oberflächenformen der Schwäbischen Ostalb.- Abh. z. Karst- u. Höhlenkunde, A11, 114 + III S., 1 Beilage.; München.