Wo mal wieder die Welt gerettet wurde

Nach der Tham Wat Suwan Khua lasse ich mich zu einem Pier an der Bucht von Phang Nga fahren. Meine gute Laune wird jäh getrübt, als es heißt, Schwimmwesten abgreifen und anlegen. Ich spüre, wie das Blut meine äußere Hautschicht verlässt. Als ich im Longtail Boat sitze und sehe, dass das Holz am Bug sich im Zustand der munteren Kompostierung befindet, habe ich das Gefühl, dass nur noch meine Kernorgane durchblutet werden. Hey, ich bin kein Buddhist! Für mich ist nach dem ersten Level Game Over! Ein paar Minuten später habe ich mich daran gewöhnt und genieße es nun, wie das schlanke Holzboot, getrieben von einem höllisch lärmenden LKW-Motor, mit einem ordentlichen Zacken zwischen den Mangroven hindurch schießt.

Man hat das Gefühl, einem mäandrierenden Fluss zu folgen, doch in Wirklichkeit befindet man sich auf dem Meer, das durch unzählige Inselchen, Sandbänke und Mangrovenwälder gegliedert wird. Nach wenigen Minuten tauchen schließlich die himmelhoch aufragenden Karsttürme im Blick auf, für die die Bucht berühmt ist.

Longtail Boat und Karsttürme in der Phang Nga Bucht

 

Obwohl die Felswände fast senkrecht stehen, haben sich vom Gezeitenbereich bis zum Gipfel Bäume an ihnen festgekrallt. Überall gähnen dunkle Löcher in den seit Jahrmillionen vom tropischen Regen zerfressenen Felsen. Durch einige der auf dem Meeresspiegel liegenden Höhlen kann man sogar mit dem Boot hindurch brausen.

Durchgangshöhle in einem Karstturm

 

Zwischen den Türmen hindurch geht die rasante Fahrt zu einem Inselchen, das von Marketingstrategen pfiffig in James Bond Island umbenannt wurde, seit dort ein paar Szenen des Filmes „Der Mann mit dem goldenen Colt“ gedreht wurden. Während der Bonden James damals noch in Ruhe fiese Schurken plätten und bei einem Martini die Welt zum x-ten Male vor der Herrschaft des Bösen retten konnte, ist die Insel heute von in allen möglichen Sprachen schnatternden Touris überlaufen. Sobald man die Verkaufsbuden hinter sich gelassen hat, wird es ein kleines bisschen ruhiger und man kann sich der unterirdischen Welt widmen.

Es gibt da zum einen eine sehr hohe Spaltenhöhle, die durch das Abgleiten einer großen Felsplatte entstanden ist.

Spaltenhöhle auf der Südseite von James Bond Island

 

Auf der anderen Seite der Insel schließlich befindet sich eine Halbhöhle mit eigenwillig verknubbelten Stalaktiten.

Halbhöhle auf der Nordseite von James Bond Island

 

Nach diesem Zwischenhalt führt die Bootsfahrt immer weiter durch die vom Meer geflutete Karstlandschaft zu einem auf Stelzen errichteten Dorf der „Meeresnomaden“. Das Dorf selbst stellt eigentlich nur einen einzigen Basar dar, auf dem man immerzu das Ohr abgekaut bekommt, Nippes zu kaufen. Das Essen im Restaurant ist absolut geschmacksneutral und das Schlechteste, das ich bislang in Thailand vorgesetzt bekommen habe. Kann man sich also sparen.

Kurz vor Einbruch der Nacht geht es im munter knatternden Boot zurück zum Festland.

Boot, Mangroven und Karst