Keller oder Bunker?

Rudi konnte beim Bauamt einen Katasterplan aus den Zeiten des Größten Schnurrbartträgers aller Zeiten organisieren, dem zu entnehmen ist, dass man in der Endphase des Krieges noch eine weitläufige Bunkeranlage am Rande von Schwäbisch Gmünd bauen bzw. eine bestehende vergrößern wollte. Connections zu einem Häuslesbesitzer in der fraglichen Gegend ergaben, dass unter seinem Haus unterirdische Räume existieren. Wir wollen nun klären, ob diese in einem Zusammenhang mit dem Bunkerbau stehen.David, Irene, Rudi und ich treffen uns im strömenden Regen in der …straße XX mit Herrn B. und seinem Sohn. Durch einen Seiteneingang betreten wir einen ganz gewöhnlichen Wohnhauskeller in dem am Hang errichteten Haus. Von dort geht es in zwei Richtungen in Hohlräume im Fels.

Durch eine Stahltüre rechts betreten wir ein mit Natursteinen ausgemauertes Gewölbe, wo eine Treppe steil nach unten führt. Das sieht alles sehr alt aus und womöglich wurde hier ein bestehender Felsenkeller nachträglich zu einer Luftschutzanlage ausgebaut. Der Gang knickt ab und ist nun nicht mehr ausgemauert, weist dafür aber ab hier ein abgerundetes Kastenprofil auf. Interessanterweise ist er ab einer kleinen Stützmauer bis auf Bück- bzw. Krabbelhöhe mit Sand und Steinen aufgefüllt. Man gewinnt unweigerlich den Eindruck, dass der Gang wieder zurück gebaut werden sollte. An einer Stelle geht ganz an der rechten Wand ein ausgemauerter Luftschacht hoch. Nach etwa 20 m stoßen wir auf eine kleine Mauer, hinter der ebenfalls ein Luftschacht nach oben führt. Ich steige über die Mauer und finde heraus, dass von oben auch ganz leicht Licht herein schimmert. Der Schachtboden ist übersät mit Schneckenhäusern und Humusboden. Der Schacht ist Ziegelsteinen ausgemauert und weiß versintert. So wie es aussieht, scheint weiter oben ein Gang von dem Schacht abzuzweigen.

Der untere Teil des Bunkers, der offensichtlich nachträglich teilweise aufgefüllt wurde.
Der untere Teil des Bunkers, der offensichtlich nachträglich teilweise aufgefüllt wurde.

Hier kommen wir nicht weiter, weshalb wir in den Wohnhauskeller zurückkehren. Von dort dringen wir gerade aus in die anschließenden Hohlräume ein. Wir betreten einen ausgemauerten Raum, in dem es unablässig von der Decke tropft. Der Raum ist durch eine mannshohe, nicht bis zur Decke reichende Mauer längs in zwei Teile geteilt. Rechts wurde ein Graben ausgehoben, der wahrscheinlich bei noch größerer Nässe der Entwässerung dient. An der rechten Seite klettern wir über eine Mauer hoch in einen seitlichen Raum. Dieser ist nicht ausgemauert und irregulär geformt, so dass man sich wie in einer Naturhöhle fühlt. Durch ein doppeltes Gangfenster blicken wir in einen Schacht. David flitzt zurück in den unteren Teil und Ruf- und Lichtzeichen bestätigen kurze Zeit später, dass es sich um den Luftschacht handelt, der an der rechten Wand des unteren Stollens nach oben führt.

Wir kehren in den ausgemauerten Raum zurück und untersuchen einen Gang, der direkt unter der Decke ansetzt. Herr B. besorgt eine Leiter und wir steigen hoch. Der Gang ist mit Ziegelsteinen ausgemauert und führt in Krabbeldimensionen geradeaus. Dann hören die Steine auf und der Gang zieht naturbelassen durch den Stubensandstein. Er knickt zweimal ab und man merkt, dass die Erbauer mehrmals die Richtung verloren haben bzw. korrigieren mussten. Eine Pfütze mit schwimmendem Kalkhäutchen nimmt die Gangbreite ein. Schließlich mündet der Gang in den hinteren Luftschacht, in den ich zuvor von unten hinein geschaut habe.

Der schmale Gang im oberen Abschnitt des Kellers / Bunkers.
Der schmale Gang im oberen Abschnitt des Kellers / Bunkers.

Ende Gelände! Wir verstehen die Anlage noch nicht richtig, doch es ist nicht zu übersehen, dass hier in mehreren Phasen gebaut wurde. Eine Verbindung zu dem großen Bunker besteht nicht und hat sicher nie bestanden.

Der Regen hat aufgehört und wir erkunden das Gelände draußen noch ein bisschen. Wir lokalisieren die Austritte der Luftschächte im Garten hinter dem Haus. Dann ergibt sich ein Gespräch mit einem Nachbarn, der uns erzählt, dass die Stadt bei seinem Haus vor Jahrzehnten auch einen Stollen verschlossen bzw. aufgefüllt habe. Rudi wetzt auf einer Wiese zu einem Betongebilde, von dem wir vermuten, dass sich darunter ein Eingang befindet. Dem ist jedoch nicht so. Dafür sehen wir hinter Fenstern die Gesichter argwöhnischer Anwohner auftauchen. Immerhin sind die Chancen nicht schlecht, durch behutsames Fragen bei den Leuten weitere Hinweise auf unterirdische Räume aufzutun. Es gibt noch einiges zu tun.