Irrlichter im Wald

Um eine Zeit, zu der rechtschaffene Bürger im Feinripp-Unterhemd vor dem Fernseher ihr verdientes drittes Feierabendbier aus der Dose genießen, spielen sich in den tiefen Wäldern … unheimliche Szenen ab. Bläuliche Lichter tanzen zwischen den nachtschwarzen Bäumen. Raunende Schatten huschen durchs Unterholz. Die Tierwelt hält gespannt den Atem an. Zwei Hexen und ein Wurzelsepp bahnen sich den Weg zackig bergan. …

Schlupf am Scheuelberg

Bei prächtigstem Herbstwetter stiegen Irene und ich am Vormittag den Scheuelberg hinauf, um einer der wenigen noch nicht vermessenen Höhlen auf die Pelle zu rücken. Ziel war die Schlupfhöhle unter der Jakobshöhle.

Bei der Einfahrt stellte ich fest, dass der gerade mal 20 cm hohe Eingang zweifellos in den letzten 20 Jahren kleiner geworden sein musste. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass mein Hintern beim Robben an der Decke streifte.  Zum Glück wird es innen gleich etwas höher, so dass man den Kopf so weit vom Boden abheben kann, dass man nicht mehr den staubtrockenen Humus einatmen musste. Ja, es war sogar möglich, das liebevoll „S’Kischdle“ genannte Transportbehältnis für die Fotoausrüstung zu öffnen und die Umgebung abzulichten. …

Tag des Geotops an der Teufelsklinge

Am Vormittag um zehn Uhr begann die vom Naturkundeverein Schwäbisch Gmünd im Zusammenhang mit dem „Tag des Geotops“ organisierte geologische Wanderung auf die Alb. Dadurch, dass das Ereignis zuvor in der Presse gebührend angekündigt worden war, fanden sich beinahe 100 Teilnehmer am Startpunkt, dem Parkplatz bei der Teufelsklinge, ein.

Die überraschend große Teilnehmerzahl forderte insofern ihren Tribut, als dass wir uns an der Teufelsklinge aus Platz- und Sicherheitsgründen in drei Gruppen aufteilen mussten, was Wartezeit bedeutete. Herr Mayer gab Ausführungen zur Geologie, Rudi stellte die Ausrüstung der Höhlenforscher vor und gab einen kurzen Abriss zu den früheren Forschungen. Ich berichtete, wie es in den mir bekannten Räumen der Höhle aussieht und stellte den Höhlenplan vor. Unsere Gäste waren wissbegierig, so dass anschließend noch einige Frage gestellt und beantwortet wurden.

Nach diesem Höhepunkt der Wanderung, ging es stracks bergan und weiter zum Griesbrunnen. Unterwegs machten wir die Teilnehmer auf den Übergang vom Malm in die tertiären Feuersteinlehme aufmerksam. An dem Wurzelballen eines umgestürzten Baumes wurde ein Einblick in den Aufbau der oberen Schichten des Erdreichs gegeben und erklärt, was es mit den Kieselknollen auf sich hat.

Die Exkursionsgruppe im Gelände

 

Neben der Erdgeschichte sollte auch die menschliche Historie nicht zu kurz kommen, weshalb wir zunächst einen interessanten, alten Grenzstein im Dickicht ansteuerten. Am Bargauer Kreuz schauten wir uns die Fortifikationen aus der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges an, dessen historische Rahmenbedingungen von Herrn Mayer erläutert wurden.

Wir gingen weiter Richtung Himmelreich, wo wir uns in eine Gruppe teilten, die hoffte, im Naturfreundehaus noch Essbares zu ergattern und in eine Gruppe, die gemütlich zu Tale und zurück zu den Fahrzeugen wanderte. Kurz nach 14 Uhr überschritt ich die heimatliche Türschwelle, zufrieden mit dem Tag.

Geologische Betrachtungen in der Teufelsklinge

Am Samstag Nachmittag machte sich eine kleine, muntere Mann- und Frauschaft, bestehend aus Leuten vom Naturkundeverein, den Naturfreunden sowie Höfos und Zaungästen auf, um eine geologische Exkursion vorzubereiten.

An der Teufelsklinge wurden einige erste, wissenschaftlichen Ansprüchen sicher (noch!) nicht genügende Messungen durchgeführt. Mit einem kleinen Entfernungsmesser wurde die Höhe der Felswand über dem Mundloch des Bröllers mit 21 m ermittelt. Prinzipbedingt wurde leicht schräg gemessen, das heißt also, dass die Mächtigkeit der Schichten bis zur Geländeoberkante etwas geringer ist. Da die Oxford-Kimmeridge-Grenze sehr wahrscheinlich mit der GOK zusammen fällt und die Oxford-Kalke auf der Ostalb ziemlich konstant 22 m mächtig sind, kann man schon sicher sein, dass der Teufelsklingenbröller vollständig in den Oxford-Kalken verläuft. Ein Artikel von Petersen & Quoss (1992), der die Höhle teilweise in den kalkigen Schichten der Oxford-Mergel verortet, kann somit höchstwahrscheinlich widerlegt werden. Wir werden wiederkommen und am Seil in der Felswand hängend Jagd auf die Fucoiden und den Idoceras machen!

Wir stiegen sodann zur Hochfläche auf und querten nach Westen, bis wir in die kräftig überwucherte Klinge des Griesbrunnens absteigen konnten. Die stark verstürzte Quelle schüttete schätzungsweise 2 l/s. Ich komme zwar nur selten hier her, kann mich aber nicht erinnern, jemals eine wesentlich größere oder geringere Schüttung beobachtet zu haben.

Hier sonderten Regine und ich uns ab und kehrten nach Hause zurück, während die anderen noch zum Bargauer Horn weiter wanderten und verschiedene Phänomene der Erdkruste bewunderten.

Wer hat es an der Teufelsklinge krachen lassen?

Am Wochenende wurde ich von befreundeten Höfos auf merkwürdige Löcher im Bachbett vor dem Teufelsklingenbröller aufmerksam gemacht. Die Löcher sind kreisrund, haben ca. 3 cm Durchmesser und eine unterschiedliche Tiefe. In einigen pappen die Reste einer Masse, die als Sprengzement gedeutet wird. Die Anordnung der eindeutig künstlichen Löcher lässt darauf schließen, dass irgend jemand versucht hat, das Bachbett durch Sprengungen tiefer zu legen und den Wasserspiegel im 1. Siphon abzusenken. Bei den Forschungsaktionen in den 80er und 90er Jahren waren uns die Löcher nicht aufgefallen. Sie müssen in den letzten 10 Jahren angebracht worden sein.

Die anwesenden Kameraden nahmen diesen Fund mit Missfallen zur Kenntnis. Jedem, der meint, in dem Naturdenkmal Teufelsklinge massive Eingriffe vornehmen zu müssen, sei empfohlen, sich besser nicht erwischen zu lassen. Von Seiten der organisierten Höhlenforscher wird das nicht akzeptiert!

Bohrlöcher im Felsboden unter der Trauflinie des Teufelsklingenbröllers

 

Fotosession in der Höhle “Haus”

Mittagessen auf dem Waldfest bei der Albvereinshütte auf dem Rosenstein und als die akustische Umweltbelastung durch das Gedudel der Musiker überhand nahm, flüchtete ich in den Untergrund. Genau gesagt, steuerte ich die Höhle „Haus“ an. Nach dem vorsichtigen Aufstieg über den vom Regen aufgeweichten und sehr rutschigen Pfad zum Eingang, baute ich in der Höhle das Fotostativ auf und machte mich ans Werk. …

Unterholz-Befahrung im Remstal

Am späteren Samstag Nachmittag machte ich mich auf den Weg zur Tischhöhle bei Lorch. Entdeckt hatte ich das Loch schon im vorletzten Winter und es auch kurze Zeit später zusammen mit Peter vermessen. Beim Reinzeichnen des Plans fiel mit aber auf, dass einige Daten möglicherweise nicht ausreichten. Diesen Mangel beabsichtigte ich bei der jetzigen Aktion abzustellen. …

Lehmwühlen!

Kurz nach acht Uhr morgens machte sich das SEK (Speläologisches Einsatzkommando) von der Ostalb, bestehend aus Irene und mir, auf den Weg auf die Blaubeurener Alb. Das Ziel war, zusammen mit den Freunden von der Arge Grabenstetten eine (legale und behördlich genehmigte!) Grabung in der …höhle in Angriff zu nehmen. Gegen halb zehn kamen wir am Wanderparkplatz oberhalb von … an und stapften fertig eingerödelt zur Höhle. Die Mitstreiter Martina, Felix, Christian und Reinhard trafen wenige Minuten später ein. …

Kneippkur in der Brunnenhöhle

Gegen halb zehn trafen Irene und ich in Oberkochen auf dem Parkplatz bei dem Sendemast ein. Heute endlich, nach vielem Hin und Her aus erfolglosen Suchtouren, hohen Wasserständen in der Höhle und anderen Widrigkeiten, sollte die Brunnenhöhle dran glauben! Immerhin die zweitlängste Höhle des Ostalbkreises und früher sogar einmal die längste. …

Die Höhlenmalereien der Cueva de la Pileta (Andalusien)

Am Samstag, dem 16.06.2007 navigiere ich das Auto von der sonnigen Mittelmeerküste die lange, kurvenreiche Straße zwischen Marbella und Ronda hinauf. Die Wolken, der Nebel und der Nieselregen in den Bergen lassen mitten in Andalucía eine ganz und gar „älplerische“ Stimmung aufkommen.

Ich lasse Ronda aber links liegen und biege kurze Zeit später ab nach Benaoján. An einem Aussichtspunkt kurz hinter genanntem Ort mache ich ein paar Fotos, weil die Landschaft trotz dickem Gewölk gar nicht übel aussieht.

Landschaft bei der Cueva de la Pileta

Noch ein paar Meter weiter erreiche ich mein Ziel, die Cueva de la Pileta. Es geht rechts eine kleine Stichstraße hoch zu einem Parkplatz. Einige Höhenmeter müssen zudem über einen alpinen Pfad zu Fuß erklommen werden, dann stehe ich vor dem Eingang. Laut Google Earth sind seine Koordinaten 36°41’28.50″N und 5°16’12.06″W. Rechts davon ist ein kleiner, überdachter Platz und ein verschlossener Kiosk. Alles menschenleer. Hinter dem Gitter vor dem fast kreisrunden Eingang höre ich aber Stimmen und kann im Innern der Höhle ein paar Leute mit Lampen sehen. Ich mache mich bemerkbar und ein älterer Herr öffnet mir die Tür. Ich habe Glück und kann mich der abmarschbereiten Führungsgruppe anschließen! Rasch noch den Eintritt über sechs Euro geblecht und los gehts! Die Führung macht ein jüngerer Mann, der auf Spanisch und Englisch Wissenswertes über die Höhle berichtet und meine Präsenz nutzt, um sein deutsches höhlenkundliches Vokabular mit meinem abzugleichen.

Die Höhle ist nur sehr einfach erschlossen und als Lichtquellen dienen Petroleumlampen. Leider hat unsere ca. 20-köpfige Gruppe nur etwa vier Lampen dabei, so dass manche Leute mehr oder weniger im Dunkeln herumstolpern. Eine eigene Taschenlampe ist also nicht verkehrt, weil die Treppenstufen manchmal glitschig glatt abgetreten sind. Es geht ein paarmal über Treppen auf und ab. Überall stehen massige Stalagmiten herum, die teilweise über zehn Meter hoch in den schwarzen Höhlenhimmel ragen. Auch Stalaktiten gibt es ebenso wie viele Meter lange Sinterfahnen. Natürlich lässt es sich der Höhlenführer nicht nehmen, einer „Tropfsteinorgel“ einige Töne zu entlocken. In den meisten Räumen sind die Tropfsteine recht trocken und bis auf zwei kleine Höhlenseen weist das Loch nur wenig Getröpfel auf. Die Gänge erreichen stellenweise Raumhöhen von 14 m und bis auf eine nur seitwärts passierbare Klamm sind sie immer zwischen vier und zehn Metern breit. Das Auge des Fachmanns macht an der Decke ein phreatisches Deckenmäander aus.

Ein paar mal flitzen Fledermäuse lautlos wie fliegende Geister durch die tanzenden Lichtkegel der Petroleumlampen.

An einer Stelle führt ein Schacht in nicht ausgebaute Teile hinab, in denen menschliche Skelette aus der Steinzeit gefunden wurden. Überhaupt ist die Steinzeit für diese Höhle viel wichtiger als alle Sinterformationen zusammen! Schon kurz nach dem Eingang liegen in einer Nische rechts Scherben von Tongefäßen aus der Jungsteinzeit. Alsbald tauchen die wirklich bedeutenden Dinge auf: Höhlenmalereien! Meistens handelt es sich um mit roten und schwarzen Strichen ausgeführte Tierfiguren. Stiere sind zu erkennen, ebenso Ziegen und ähnliches Hornvieh. Andere Figuren dagegen sind nur mit viel Phantasie zu deuten. Die Tierfiguren stammen aus dem Jungpaläolithikum und sind bis zu 30.000 Jahre alt. Noch viel häufiger kommen stets schwarze kammartige Muster vor. O.k., wie wir alle wissen, waren die Steinzeitmenschen stark behaarte Burschen und um die ganze Haarpracht am verfilzen zu hindern, spielten in der Kultur des Homo sapiens praehistoriensis eben Kämme eine so existenzielle Rolle, dass die heiligen Geräte als Abbildungen in Höhlen angebetet wurden. Oh mächtige Kammgottheit, möge Dein Wille geschehen und viele Läuse gelöst werden ohne Ziepen! Ernsthaft weiter im Text. Richtig mystisch wird es bei einigen schachbrettartigen Mustern in Ockerrot, die aus jeweils vier Quadranten aufgebaut sind. Es soll sich um einen Mondkalender handeln. Ich hoffe, hier hat sich kein Meister der prähistorischen Wissenschaft in einem Deutungsmarathon verrannt… Ich bin aber begeistert, zum ersten Mal in meiner Höfo-Karriere „richtig echte“ Höhlenmalereien zu sehen.

Nach grob geschätzten 300 m endet die Führung in einem großen Saal, dessen Boden nur 15 cm dick sein soll. Wenn man mit dem Fuß aufstampft, dröhnt es hohl aus der darunter liegenden Etage herauf. Insgesamt ist die Cueva de la Pileta 2300 m lang. An der rechten Seite des Saales ist ein dicker, fetter, saftiger Fisch von den Steinzeitmenschen mit schwarzen Linien an die Wand gezeichnet worden. Die Zeichnung ist über einen Meter lang und in ihr befindet sich eine weitere Figur, die einen Seehund darstellen soll.

Eingang der Cueva de la Pileta

Eine Stunde später befinden sich alle wieder in der Eingangshalle. Leider ist das Fotografieren in der Höhle verboten, so dass nun einige rasch erworbene Fotopostkarten die Erinnerung ergänzen müssen. Der geneigte Leser kann aber mit einer Suchmaschine seiner Wahl problemlos im Internet Fotos aus dem Höhleninneren finden.