Die Entdeckung
Vor zwei Wochen unternahm ich eine Wanderung auf dem Hauptwanderweg 1 über die Schwäbische Alb, die mich in die Nähe von Unterkochen führte. Etwas abseits des eigentlichen Wanderwegs stieß ich in der Nähe eines schmalen Pfades zufällig auf einen relativ frischen Schachteinbruch. Rund um den Eingang hatten besorgte Behörden schon einen Zaun aus Dachlatten errichtet. Damit auch der Allerdümmste vor einem Unfall bewahrt wird, hatten sie außerdem ein Warnschild aufgestellt. Zwei Tage später Zuhause am Rechner, warf ich einen Blick ins Online-Höhlenkataster. Erfreut stellte ich fest, dass die Höhle noch nicht eingetragen ist. Ob sich hier die Möglichkeit für einen Vorstoß ins Unbekannte ergibt?
Die Hoffnung
Bernhard, Irene, Rudi und ich sitzen am heutigen Nachmittag in Rudis berberisch-muränischen Kleinlaster auf der Fahrt nach Unterkochen. Unterwegs fantasieren wir von den kilometerlangen Höhlengängen, die nur noch auf ihre Entdeckung warten. Eine Parkmöglichkeit unweit der Höhle ist schnell gefunden und nach 100m Marsch stehen wir am Eingang.
Wir streifen uns die Schutzkleidung über und klettern gaaanz vorsichtig über den wackeligen Zaun. Er übersteht sowohl den Hinein- wie auch den Hinausweg tadellos. Ein paar Äste über dem Mundloch müssen noch beseitigt werden und wir können in den Schacht hinunter leuchten. Man sieht sehr rasch einen mit Laub bedeckten Boden aber in einer Ecke könnte es weiter in die Tiefe gehen.
Ich schnalle meinen Sitzgurt um und sichere mich mit dem Seil, das Bernhard unterdessen an einem Baum befestigt hat. Etwa 2,5m tief lasse ich mich nahezu senkrecht in den Schlund hinab und lande auf dem besagten Laubboden. Eine Fortsetzung kann ich leider entgegen der ersten Prognose nicht erblicken. Beim Herumstochern finde ich jedoch in einer Nische eine Stelle, an der ich mein Bein ziemlich tief ins Laub stoßen kann, ohne auf ein festes Hindernis zu treffen. Ich lasse mir einen langen Ast herunter reichen, den ich etwa 1m weit im Boden versenken kann.
Der Vorstoß
Nach kurzer Beratschlagung beschließen wir, erst einmal das viele Laub zu beseitigen und uns einen Überblick über die Höhle zu verschaffen. Ich stopfe einen großen Müllsack mehrmals voll und lasse mich dann von Irene ablösen. Auch sie packt den Sack mit mehreren Ladungen Laub und Ästen voll. Sobald der Sack voll ist, reichen wir ihn in einer Menschenkette nach oben und entleeren seinen biologisch abbaubaren Inhalt im Wald. Weiter unten stößt unsere Kameradin auf Steine, von denen sie einen zur Seite wuchten kann.
Die Ernüchterung
Ohne das viele Laub sehen wir leider, dass die Höhlendecke überall in das Sediment eintaucht. Nirgendwo ist eine Fortsetzung zu erkennen. Hier kommt man nur mit einer ausgedehnten Grabung weiter – wenn überhaupt. Da Unterkochen nicht zu unseren üblichen Forschungsgebieten zählt, beschließen wir, nicht weiter zu machen. Katasterwürdig ist der Hohlraum mit seinen rund 3m Länge nicht. Schade, das war leider nix! Das macht aber nichts, denn wir waren mal wieder als Gruppe unterwegs und hatten unseren Spaß. Das ist es, was zählt! Am frühen Abend brechen wir ab und gurken wieder nach Hause.