An einem schönen Wintersonntag sieht man ein seltsames Häufchen vor dem Anwesen in der …straße X in Schwäbisch Gmünd stehen: Bernhard, Günter, Irene, Markus, mich und natürlich Rudi, der die Tour organisiert hat. Bevor die Nachbarn in dieser eher gehobenen Wohngegend die Polizei rufen können, begrüßt uns Herr B., der Bewohner des Hauses, freundlich und lässt uns ein in sein Reich.Wobei man dazu sagen muss, dass sich dieses Reich unter der Bodenkrume erstreckt. Direkt hinter der Haustür geht es durch einen mit Backsteinen ausgemauerten, runden Schacht auf einer steilen Wendeltreppe in die Tiefe. Unten betreten wir durch einen kurzen Gang eine Art zentralen Raum, von dem unterschiedlich gestaltete Seitengänge bzw. -Räume abzweigen. In dem Hauptraum gibt es eingebaute elektrische Beleuchtung und ein Radio dudelt vor sich hin. Begleitet von Lady G. nehmen wir die Befahrung des Felsenkellers in Angriff.
Auf einer Seite geht es über eine Holzleiter hoch in einen Raum, der als Garage dient und der von der mit Beton armierten Straßenböschung her über ein Garagentor zugänglich ist. Hier finden wir die Reste eines Mechanismus, mit dem man offensichtlich einst Fässer bewegt hat. Dies und der steil abwärts führende Eingang von der Straße legen nahe, dass die unterirdischen Räume einst als Bier- respektive Eiskeller angelegt worden sind.
Die übrigen Räume sind von ganz unterschiedlicher Beschaffenheit. Die Größen weichen ab und einige Teile sind mit Natursteinen (Lias) ausgemauert, während in anderen der Stubensandstein des Deckgebirges direkt aufgeschlossen ist. Beim Vortrieb eines Ganges wurde allem Anschein nach auch ein kleiner, natürlicher Hohlraum angeschnitten. An einigen Stellen führen Luftschächte nach oben, die durch horizontale Krabbelgänge verbunden sind. Einer davon wurde von Herrn B. schon einmal befahren, was durch Versturzblöcke erschwert wurde. An einer Stelle liegt eine Metallkiste mit dem Emblem einer Stuttgarter Brauerei und wir finden jede Menge alte Flaschen. In einigen befinden sich noch die Reste von Beeren, was darauf hinweist, dass hier jemand vor Dekaden ein selbstgemachtes Schnäpsle gelagert hat, das nie getrunken wurde.
Das Kleinod der unterirdischen Anlage ist zweifellos nicht-alkoholischer Natur. Wir betreten einen Raum, der mit durch Luftschächte eingeworfenem Bauschutt fast aufgefüllt wurde. Nachdem wir über den Schuttberg gekraxelt sind, stehen wir an den Gestaden eines lieblichen „Höhlen“sees. Kreisrund, etwa drei Meter weit und mannstief, kristallklar und grünlich. Er erinnert mich an den Grünsee in der Salzgrabenhöhle. Laut Herrn B. ändert sich der Wasserstand nie und auch eine kleine Pumpe für die Gartenbewässerung konnte ihm nichts anhaben. Wir spekulieren, dass sich hier einst eine Kleinbrauerei befunden haben könnte, die den Keller nicht nur als Lager für Bier und Eis, sondern den See auch Lieferant für Brauwasser genutzt hat. Der Keller ist älter als das Wohnhaus über ihm, dem die Brauerei vielleicht einst weichen musste.
Ich schieße ein paar Fotos und dann begeben wir uns hinauf ans rosige Licht. Nach ein bisschen Fachsimpeln machen wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel, nicht jedoch ohne das Versprechen, wiederzukommen und den Keller genauer zu erforschen.
Gemeinsam fahren wir zu einem anderen Wohngebiet in Schwäbisch Gmünd. Wir parken in der …straße, wetzen einen steilen Berg zur … hinauf, werfen einen Blick in eine schmale, tiefe Schlucht (in der sich Bunker aus dem WK 2 befinden sollen) und schließlich führt uns Rudi zum Eingang einer Sandsteinhöhle am Rande einer kleinen Verebnung im Wald. Die Höhle ist noch nicht im Kataster, obwohl sie länger als 5 m sein dürfte. Das Loch ist sehr flach und ein großer Versturzblock verengt den Eingang noch weiter. Entlang der Rückwand scheint Wasser zu fließen, das von links von einem unbefahrbaren zweiten Eingang her kommt. Der Boden ist stark versumpft, weshalb wir eine gründliche Inspektion der Höhle auf wärmeres Wetter vertagen. Ich weiß, Weicheier elendige… Es ist bemerkenswert, dass diese, quasi in der Stadt liegende Höhle, bisher noch nicht erforscht wurde. Allerdings befindet sie sich an einem Ort, wo man im Stubensandstein normalerweise keine Höhle erwartet. Es bleibt auf jeden Fall noch spannend. Und wir kommen wieder!