Nach der Fußball-WM im letzten Jahr und den olympischen Sommerspielen im kommenden Jahr, fiel ein auch im Vierjahresrhythmus stattfindendes Ereignis auf 2007: Das Symposium Verkarstung in Süddeutschland. Statt in teuer erbauten Stadien fand es im bewährten Saal des „Rössle“ in Laichingen statt. Über den Daumen gepeilt, fanden 100 Höfos und Geologen trotz Nebel ihren Weg in die heimliche schwäbische Höhlenforscher-Hauptstadt. …
In der Mittagszeit besuchten Michael und ich im eiskalten Regen die Teufelsklinge. Schon auf dem schmalen Pfad hinüber in die Schlucht war das Tosen des Wassers deutlich zu vernehmen. Über die Felswand stürzte ein stattlicher Wasserfall 20 m in die Tiefe. Auf dem Absatz vor dem Eingang des Teufelsklingenbröllers angekommen, schätzten wir die Schüttung des Höhlenbachs auf ca. 100 l/s. Obwohl dieser Pegel noch deutlich unter dem höchsten von mir jemals beobachteten Wasserstand lag, machte der Wasserfall einen anständigen Radau, so dass wir uns nur noch schreiend unterhalten konnten. Nach der Sage tobt der Teufel in seinem unterirdischen Gefängnis und bringt das Wasser schäumend und tosend zum Überlaufen. Offenbar gingen die Höhlenforscher, die letzte Woche fast 900 m weit in den Berg vorstoßen konnten, dem Herrn der Finsternis etwas zu sehr auf den Sack! Es ist aber schon beeindruckend, wie heftig der Bröller auf den gestern früh einsetzenden Schneefall und den nachfolgenden Regen angesprochen hat. Auch aus der Quelle rechts in wenigen Metern Höhe schoss ein kräftiger Wasserstrahl, wohingegen die Kalktuffnase rechts von der Höhle fast trocken war. …
Um eine Zeit, zu der rechtschaffene Bürger im Feinripp-Unterhemd vor dem Fernseher ihr verdientes drittes Feierabendbier aus der Dose genießen, spielen sich in den tiefen Wäldern … unheimliche Szenen ab. Bläuliche Lichter tanzen zwischen den nachtschwarzen Bäumen. Raunende Schatten huschen durchs Unterholz. Die Tierwelt hält gespannt den Atem an. Zwei Hexen und ein Wurzelsepp bahnen sich den Weg zackig bergan. …
Bei prächtigstem Herbstwetter stiegen Irene und ich am Vormittag den Scheuelberg hinauf, um einer der wenigen noch nicht vermessenen Höhlen auf die Pelle zu rücken. Ziel war die Schlupfhöhle unter der Jakobshöhle.
Bei der Einfahrt stellte ich fest, dass der gerade mal 20 cm hohe Eingang zweifellos in den letzten 20 Jahren kleiner geworden sein musste. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass mein Hintern beim Robben an der Decke streifte. Zum Glück wird es innen gleich etwas höher, so dass man den Kopf so weit vom Boden abheben kann, dass man nicht mehr den staubtrockenen Humus einatmen musste. Ja, es war sogar möglich, das liebevoll „S’Kischdle“ genannte Transportbehältnis für die Fotoausrüstung zu öffnen und die Umgebung abzulichten. …
Am Vormittag um zehn Uhr begann die vom Naturkundeverein Schwäbisch Gmünd im Zusammenhang mit dem „Tag des Geotops“ organisierte geologische Wanderung auf die Alb. Dadurch, dass das Ereignis zuvor in der Presse gebührend angekündigt worden war, fanden sich beinahe 100 Teilnehmer am Startpunkt, dem Parkplatz bei der Teufelsklinge, ein.
Die überraschend große Teilnehmerzahl forderte insofern ihren Tribut, als dass wir uns an der Teufelsklinge aus Platz- und Sicherheitsgründen in drei Gruppen aufteilen mussten, was Wartezeit bedeutete. Herr Mayer gab Ausführungen zur Geologie, Rudi stellte die Ausrüstung der Höhlenforscher vor und gab einen kurzen Abriss zu den früheren Forschungen. Ich berichtete, wie es in den mir bekannten Räumen der Höhle aussieht und stellte den Höhlenplan vor. Unsere Gäste waren wissbegierig, so dass anschließend noch einige Frage gestellt und beantwortet wurden.
Nach diesem Höhepunkt der Wanderung, ging es stracks bergan und weiter zum Griesbrunnen. Unterwegs machten wir die Teilnehmer auf den Übergang vom Malm in die tertiären Feuersteinlehme aufmerksam. An dem Wurzelballen eines umgestürzten Baumes wurde ein Einblick in den Aufbau der oberen Schichten des Erdreichs gegeben und erklärt, was es mit den Kieselknollen auf sich hat.
Neben der Erdgeschichte sollte auch die menschliche Historie nicht zu kurz kommen, weshalb wir zunächst einen interessanten, alten Grenzstein im Dickicht ansteuerten. Am Bargauer Kreuz schauten wir uns die Fortifikationen aus der Zeit des spanischen Erbfolgekrieges an, dessen historische Rahmenbedingungen von Herrn Mayer erläutert wurden.
Wir gingen weiter Richtung Himmelreich, wo wir uns in eine Gruppe teilten, die hoffte, im Naturfreundehaus noch Essbares zu ergattern und in eine Gruppe, die gemütlich zu Tale und zurück zu den Fahrzeugen wanderte. Kurz nach 14 Uhr überschritt ich die heimatliche Türschwelle, zufrieden mit dem Tag.
Am Samstag Nachmittag machte sich eine kleine, muntere Mann- und Frauschaft, bestehend aus Leuten vom Naturkundeverein, den Naturfreunden sowie Höfos und Zaungästen auf, um eine geologische Exkursion vorzubereiten.
An der Teufelsklinge wurden einige erste, wissenschaftlichen Ansprüchen sicher (noch!) nicht genügende Messungen durchgeführt. Mit einem kleinen Entfernungsmesser wurde die Höhe der Felswand über dem Mundloch des Bröllers mit 21 m ermittelt. Prinzipbedingt wurde leicht schräg gemessen, das heißt also, dass die Mächtigkeit der Schichten bis zur Geländeoberkante etwas geringer ist. Da die Oxford-Kimmeridge-Grenze sehr wahrscheinlich mit der GOK zusammen fällt und die Oxford-Kalke auf der Ostalb ziemlich konstant 22 m mächtig sind, kann man schon sicher sein, dass der Teufelsklingenbröller vollständig in den Oxford-Kalken verläuft. Ein Artikel von Petersen & Quoss (1992), der die Höhle teilweise in den kalkigen Schichten der Oxford-Mergel verortet, kann somit höchstwahrscheinlich widerlegt werden. Wir werden wiederkommen und am Seil in der Felswand hängend Jagd auf die Fucoiden und den Idoceras machen!
Wir stiegen sodann zur Hochfläche auf und querten nach Westen, bis wir in die kräftig überwucherte Klinge des Griesbrunnens absteigen konnten. Die stark verstürzte Quelle schüttete schätzungsweise 2 l/s. Ich komme zwar nur selten hier her, kann mich aber nicht erinnern, jemals eine wesentlich größere oder geringere Schüttung beobachtet zu haben.
Hier sonderten Regine und ich uns ab und kehrten nach Hause zurück, während die anderen noch zum Bargauer Horn weiter wanderten und verschiedene Phänomene der Erdkruste bewunderten.
Am Wochenende wurde ich von befreundeten Höfos auf merkwürdige Löcher im Bachbett vor dem Teufelsklingenbröller aufmerksam gemacht. Die Löcher sind kreisrund, haben ca. 3 cm Durchmesser und eine unterschiedliche Tiefe. In einigen pappen die Reste einer Masse, die als Sprengzement gedeutet wird. Die Anordnung der eindeutig künstlichen Löcher lässt darauf schließen, dass irgend jemand versucht hat, das Bachbett durch Sprengungen tiefer zu legen und den Wasserspiegel im 1. Siphon abzusenken. Bei den Forschungsaktionen in den 80er und 90er Jahren waren uns die Löcher nicht aufgefallen. Sie müssen in den letzten 10 Jahren angebracht worden sein.
Die anwesenden Kameraden nahmen diesen Fund mit Missfallen zur Kenntnis. Jedem, der meint, in dem Naturdenkmal Teufelsklinge massive Eingriffe vornehmen zu müssen, sei empfohlen, sich besser nicht erwischen zu lassen. Von Seiten der organisierten Höhlenforscher wird das nicht akzeptiert!
Mittagessen auf dem Waldfest bei der Albvereinshütte auf dem Rosenstein und als die akustische Umweltbelastung durch das Gedudel der Musiker überhand nahm, flüchtete ich in den Untergrund. Genau gesagt, steuerte ich die Höhle „Haus“ an. Nach dem vorsichtigen Aufstieg über den vom Regen aufgeweichten und sehr rutschigen Pfad zum Eingang, baute ich in der Höhle das Fotostativ auf und machte mich ans Werk. …
Am späteren Samstag Nachmittag machte ich mich auf den Weg zur Tischhöhle bei Lorch. Entdeckt hatte ich das Loch schon im vorletzten Winter und es auch kurze Zeit später zusammen mit Peter vermessen. Beim Reinzeichnen des Plans fiel mit aber auf, dass einige Daten möglicherweise nicht ausreichten. Diesen Mangel beabsichtigte ich bei der jetzigen Aktion abzustellen. …
Kurz nach acht Uhr morgens machte sich das SEK (Speläologisches Einsatzkommando) von der Ostalb, bestehend aus Irene und mir, auf den Weg auf die Blaubeurener Alb. Das Ziel war, zusammen mit den Freunden von der Arge Grabenstetten eine (legale und behördlich genehmigte!) Grabung in der …höhle in Angriff zu nehmen. Gegen halb zehn kamen wir am Wanderparkplatz oberhalb von … an und stapften fertig eingerödelt zur Höhle. Die Mitstreiter Martina, Felix, Christian und Reinhard trafen wenige Minuten später ein. …