Dachshöhle

Heute gibts endlich wieder einen richtigen Forschungsbericht! Schon im Dezember hatte uns Kamerad Rudi eine kleine Sandsteinhöhle mitten in Schwäbisch Gmünd gezeigt, die im Kataster bzw. in der Literatur bislang unbekannt ist. Diesem Loch wollen wir nun auf den Grund gehen. Am Sonntag Nachmittag kommen Bernhard, Irene, Markus und ich in der Becherlehenstraße in Gmünd zusammen. Nach einem fröhlichen Shake Hands wandern wir im Sonnenschein den Weg auf die „Kleine Schweiz“ hinauf. Der Weg knickt nach rechts, danach kommen ein paar Treppenstufen und dann eine Haarnadelkurve. Dort gehen wir nach rechts weglos in die Pampa und stehen wenige Minuten später vor dem Eingang. Das Mundloch ist breit und flach und es liegen zwei Versturzblöcke darin. Es ist aber nicht so flach, wie ich es in Erinnerung habe und so gelingt die Einfahrt ohne Rippenfraktur.

Los gehts! Eingang der Dachshöhle von außen.
Los gehts! Eingang der Dachshöhle von außen.

Drinnen wird es gleich wieder geräumiger, so dass man bequem aufrecht sitzen kann. – Rudi hat einen alten Gmünder ausfindig gemacht, laut dessen Großvater man früher in der Höhle habe stehen können, was ich aber nicht so recht glauben kann. – Der Raum ist etwa 6 m lang und 9 m breit.

Hauptraum der DachshöhleAnfangs liegt ein Haufen Sand und Steine, der leicht abwärts führt. Am tiefstgelegenen Punkt, der zugleich die höchste Raumhöhe aufweist, geht der Sand in vom Wasser glatt geschwemmten Lehmboden über. Im Dezember konnten wir die Spiegelung unseres Lampenlichts im Wasser sehen, wohingegen heute der Boden tiefe Trockenrisse aufweist. An einigen Stellen recken hagere Buchenkeimlinge ihre Blätter dem Zwielicht vom Eingang entgegen.

Lehmboden mit Trockenrissen.
Lehmboden mit Trockenrissen.

Nach links wird die Höhle schnell niedrig, macht einen kleinen Knick nach rechts und endet in einem komplett mit Lehm zugeschwemmten „Lehmsiphon“. Dieser dürfte mit einem weiteren, unbefahrbaren Loch wenige Meter nördlich des Höhleneingangs in Verbindung stehen.

Auf der rechten Seite führt ein kurzer Schluf parallel zum Eingangsbereich bergauswärts, ohne das Tageslicht zu erreichen. In diesem Schluf stoßen wir auf die größten und ekligsten Schimmelmassen, die wir jemals irgendwo gesehen haben. Selbst der ehemalige Kühlschrank im Vereinsheim meines Ex-Höhlenvereins sah harmlos dagegen aus und der wäre schon als Biowaffe durchgegangen! Eine von den Pilzmassen hat gut und gern Kindskopfgröße. Hier ragt auch ein verrostetes Eisenteil aus dem Lehm heraus.

Wir wenden uns mit Grausen ab, machen Fotos von diesem Hohlraum und beginnen dann mit der Vermessung. Ich habe neue Vermessungsgeräte (Kompass und Neigungsmesser von Silva) bestellt, bisher aber nur den Kompass geliefert bekommen. Für die Neigungsmessung muss noch der gute, alte Pendelneigungsmesser herhalten, aka „Heubacher Hängezeug“. Meine Kameraden lachen sich schlapp, weil das Gerät eine Klorolle als Spule für die Schnur hat. Aber ein Kasseler Gehänge ist auch nichts anderes, nur schätzungsweise 100 mal teurer. Drei Messzüge innen, zwei außen zu dem anderen Eingang und dann können wir die Raumformen aufnehmen.

Irgendwann ist das vollbracht und wir robben raus ins Sonnenlicht. Draußen hat derweil das Smartphone mit GPS-App ein paar tausend Messwerte gesammelt für eine gute Positionsbestimmung.

Achtung, Sicherheitshinweis!

Beim Rauskrabbeln fällt uns ein sauber abgesägter Baumstamm unter einem der Versturzblöcke im Eingang auf. Das Holz sieht noch nicht alt aus, was ein eindeutiger Fingerzeig ist, dass das Versturzereignis nicht sehr lange zurück liegt. Auch in der Höhle haben sich entlang von Mergelfugen (siehe zweites Foto) Gesteinsschichten anfangen abzulösen. Daher ist Vorsicht angesagt, das Loch ist instabil!

In dem Waldboden vor der Höhle hat es mehrere Tierbauten, vermutlich vom Dachs. Daher der Name Dachshöhle. Eine von diesen Bauten führt in den gewachsenen Fels hinein – ich wusste gar nicht, dass Dachse Sprengstoff haben! Eine solche Röhre im Stubensandstein ist ziemlich interessant.

Gut gelaunt geht es talwärts.