Der heiße Atem der Unterwelt

Der folgende Artikel hat mit Höhle und Karst nichts zu tun, widmet sich dafür aber einem geologischen Phänomen, das man als Alb-Höfo normalerweise nicht zu sehen bekommt.

Am Vorabend bin ich mit meiner „indonesischen Familie“ an der Südküste der schönen Insel Java eingetroffen. Eine Gesäß zermürbende Autofahrt über die Berge brachte uns in den bei innerindonesischen Urlaubern beliebten Ferienort Pelabuhan Ratu.

Nach dem Genuss des Sonnenaufgangs am Strand und dem Frühstück unter Palmen beginnen wir mit der Erkundung der Gegend. Die im Reiseführer erwähnte „Fledermaushöhle“ Goa Lalay wurde angeblich inzwischen gesperrt, daher fällt das unterirdische Spielen im Dreck als Freizeitvergnügen aus. Immerhin besteht in den Bergen westlich von Pelabuhan Ratu eine interessante Alternative. Bei dem Dorf Cisolok gibt es heiße Quellen bzw. Geysire. Man muss nur den Schildern zum „Air panas“ („heißes Wasser“) folgen, an einer Stelle die geschäftstüchtig eingeforderte Maut zahlen und landet schließlich auf einem großen Parkplatz mit den für Indonesien typischen kleinen Essensbuden. Dort warten wir bei einem gepflegten Kopi susu (Milchkaffee) das Ende des Regens ab. Zum Glück müssen wir nicht lange warten und es kann losgehen.

Ein paar Schritte tragen uns hinab in das Tal eines kleinen Flusses und wir sehen schon von weitem die Dampfschwaden. In dem Tal ist es ungewöhnlich heiß. Der Felsuntergrund ist geothermisch aufgeheizt. Das Wasser des Flusses versickert an mehreren Stellen in Felsspalten und schießt kochend und zischend an die Oberfläche zurück.

Geysire an der Südküste von Java, bei Cisolok.
Geysire an der Südküste von Java, bei Cisolok.

Der größte Geysir jagt seinen Wasserstrahl sicher 10 m hoch in den Himmel. Wenn man aus dem leicht schweflig-faulig riechenden Dampf wieder heraus kommt, erscheint einem die normale tropische Wärme richtig kalt.

Geysire an der Südküste von Java, bei Cisolok.
Geysire an der Südküste von Java, bei Cisolok.

Das heiße, mineralstoffhaltige Wasser lockt auch die Einheimischen an, die dort in dem Flüsschen herum hopsen. Wir machen dasselbe und waten durch das warme Wasser flussaufwärts bis zu einem kleinen Wasserfall.

Geysire an der Südküste von Java, bei Cisolok.
Geysire an der Südküste von Java, bei Cisolok.

So erinnert mich das heiße, schweflige Wasser daran, dass nur wenige Kilometer fragiler Erdkruste uns Menschlein vom flammenden Inferno des Erdinneren trennen. Man genießt den Kopi susu gleich viel intensiver…