Löwenhöhle

In der Höhle der Löwen

Heute treffe ich mich kurz vor Zehn auf dem Rosensteinparkplatz mit Gabriele, um uns ein paar interessante Stellen auf dem Heubacher Hausberg anzuschauen. Schnurstracks lenken wir unsere Schritte in den kleinen Steinbruch im Lappertal, wo wir zwei unschlufbare Löcher begutachten. Das eine weist zwar ein schönes Schlüssellochprofil auf, hat jedoch ebenso wie das zweite praktisch keine Sedimentfüllung, d.h. man kommt hier nicht weiter.

Wir kämpfen uns direkt neben dem Steinbruch den Steilhang hoch und begeben uns zum Sandburrenloch. Der Boden rund um den Einstieg ist völlig zertrampelt und auch der – von oben betrachtete – Schachtgrund ist in Mitleidenschaft gezogen. Wir können aber von oben ein paar Feuersalamander erspähen. Ich hoffe, die Tiere weisen keine Profilabdrücke von Salamanderschuhen auf! Leider hat jemand die Höhle bei Openstreetmap und bei Google Maps eingetragen, wodurch sicher mehr Leute auf sie gestoßen werden, die nicht wissen, dass unter dem Laub am Boden Lurche leben.

Das Sandburrenloch ist aber nicht unser eigentliches Ziel, sondern die „Löwenhöhle“. […] Darin liegt eine Durchgangshöhle, die mir Gerhard schon vor Jahrzehnten gezeigt hatte, die wir aber aufgrund der zu geringen Länge immer als nicht katasterwürdig eingestuft haben. Wenn man die steinerne Rippe überquert hat, steigt man links davon ab und stößt auf den durchaus groß dimensionierten Eingang (mehr als mannshoch). In dem lockeren, sandigen Boden finden wir zahlreiche aktive Trichter von Ameisenlöwen, was der Grund für den vorgeschlagenen Namen Löwenhöhle ist. Die Höhle wird nach ein paar Metern enger und irgendwann passe ich mit den Schultern nicht mehr durch, aber an diesem Umkehrpunkt sehe ich schon das Licht vom anderen Eingang herein scheinen und auch der Luftzug ist sehr ausgeprägt. Während ich die Länge bis zur unbefahrbaren Engstelle auf weniger als 5 Meter schätze, meint Gabriele, dass ihre Tochter schon mit einem Laserpeilomaten nachgemessen habe und die Strecke würde auf die magischen 5 Meter kommen. Wir steigen wieder hoch und auf der anderen Seite der Rippe nach unten, um den Ausgang der Höhle zu finden. Das gelingt uns auch sofort. Das Loch fällt schräg ab und auch hier sieht man das Licht von der anderen Seite. Die Distanz zwischen den beiden Eingängen beträgt auf jeden Fall mehr als 5 Meter. Wir werden wieder kommen und dann Messinstrumente mitbringen! Vielleicht können wir auf dem Rosenstein nach Jahren (nicht zu sagen Jahrzehnten) eine neue Katasternummer unterbringen?

In leichtem Nieselregen, der rasch wieder Sonnenschein platz macht, wandern wir das Lappertal weiter abwärts bis in die Nähe der Lauterner Ölmühle. Dort liegen die Konglomerathöhlen. Der Name ist eigentlich nicht ganz zutreffend, denn es handelt sich genau genommen um eine Brekzie. Der scharfkantige Hangschutt ist an einer Stelle durch Kalktuff zu einem halbwegs festen Gestein zusammen gebacken, das sich wie eine steil abfallende Zunge über den lockeren Schutt ausgebreitet hat. Darin waren zwei kleine, direkt nebeneinander liegende Höhlen, die wir 1987 vermessen und 1992 nochmals befahren hatten. 2017 war ich mit Okvin nochmals dort und wir haben die Höhlen nicht mehr gefunden. Dafür stießen wir auf einen frischen Abbruch und herumliegende Blöcke aus Brekzie. Ich trug damals schlechtes Schuhwerk und war nicht ganz oben in dem kiesgrubenartigen Hangabschnitt, weshalb ich davon ausging, dass die beiden Höhlen ab- bzw. eingestürzt sind. Gabriele und ich gucken uns die Sache nun genauer an und erfreut stellen wir fest, dass der linke, westliche Höhlengang doch noch existiert. Der rechte Gang dagegen ist abgebrochen, in einem herumliegenden Block finden wir noch den oberen Teil des Eingangsprofils. Der linke Gang hat durch das Abrutschen der Felsmassen zwei kleine Taglichtöffnungen bekommen. Wir robben – coronakonform nacheinander – in die Höhle hinein und ich mache ein paar Fotos. Ich bin auch mit dem alten Höhlenplan nicht mehr zufrieden. Heute würde ich den Raum anders darstellen, wobei nicht sicher zu entscheiden ist, welche Abweichungen gegenüber der alten Vermessung auf Zeichenfehlern und welche auf nachträglichen Veränderungen an der Höhle beruhen. Vielleicht sollte man die Höhle nochmals vermessen? Besuchen Sie die Konglomerathöhle, solange sie noch steht! Da wir nun gerade da sind, bestimme ich auch die Koordinaten neu, die doch recht deutlich von den alten Werten abweichen.

Wieder draußen, stapfen wir wieder auf die Hochfläche des Rosensteins hinauf und begeben uns Richtung Parkplatz. Wir biegen dort in einen der Hohlwege ein, die zwischen Rosenstein und Glasenberg zur „Stellung“ hinunter führen. Gabriele möchte die Schluchthöhle sehen und ich habe zuvor vollmundig behauptet, dass sie einfach zu finden sei. Wir finden sie natürlich nicht! Ich muss mich dann vom Acker machen aber Gabriele hat noch Zeit und will es alleine nochmals probieren. Wie ich später erfahre, gelingt es ihr tatsächlich, das Loch zu finden – wir haben nur ein paar Meter zu früh abgebrochen!