Manchmal ist Kurzsichtigkeit gar nicht so schlecht. Dann zum Beispiel, wenn man mit dem Auge so nah an die topografische Karte heran gehen kann, dass ohne optische Hilfsmittel der winzige Schriftzug „Grotte“ zu entdecken ist. So zu finden auf der Ausgabe 1977 von Blatt 7224 Schwäbisch Gmünd-Süd. Östlich von Wißgoldingen soll es also eine Grotte geben?! Von der Lage her ist anzunehmen (man ist zwar kurzsichtig, jedoch nicht blind), dass dort Dogger ansteht – nicht gerade das klassische Substrat für Höhlen. Egal, selbst bei nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit, dort nur eine gemauerte Mariengrotte anzutreffen, der Sache musste auf den Grund gegangen werden.
In der Mittagszeit stellte ich den böhmischen Silberpfeil beim Bödnishof nahe Wißgoldingen ab und stapfte bei kräftigem Schneetreiben bergauf. Schon nach wenigen Metern stieß ich auf den ersten Wegweiser zur „Grotte“. Der Weg kreuzt im Wald mehrere recht eindrucksvolle Klingen, durch die kleine Bäche plätschern. Der nächste Wegweiser leitete meine Schritte nach rechts aus dem Wald hinaus auf eine Wiese. An einer Baumgruppe links fand ich den gesuchten „Hohlraum“: Einen gemauerten Bildstock mit einer Jesusfigur darin. Davor sind einige Bänke und Pflanzenschalen aufgebaut. Mission abgeschlossen, Erwartungen erfüllt!