Loch im Sandstein

In einer Liste der Geotope im Rems-Murr-Kreis fand ich den Hinweis auf eine weitere Höhle im Stubensandstein, die im Höhlenkataster Südwestdeutschland noch nicht erfasst ist. Natürlich musste ich da hin!

Allen schnarchnasigen Sonntagsfahrern zum Trotz kam ich in der Mittagszeit im Zielgebiet nahe Alfdorf an, deponierte den böhmischen Silberpfeil auf einem Parkplatz im dunklen Wald und machte mich auf die Suche nach dem Hohlraum. Obwohl die Leute von derNaturschutzbehörde so nett waren, die Koordinaten in der Liste gleich mitzuliefern, dauerte es ein bisschen, bis es mir gelang, die Witterung der Höhle aufzunehmen. Unterwegs fand ich in einer Klinge die Reste einer eingestürzten Sandsteinhöhle, die man jedoch ohne weiteres dem Vergessen anheim fallen lassen kann. In einer Klinge weiter westlich stöberte ich zuerst ein anderes, auch nicht katasterwürdiges Objekt auf, als ich spontan die Fährte der gesuchten Höhle aufnahm. Ein paar Schritte weiter stand ich vor ihrem Eingang!

Voggenberghöhle. Der Verfasser am Eingang der „neuen“ Sandsteinhöhle im Welzheimer Wald.

 

Das Portal ist 10 m breit und 3 m hoch. Vor ihm plätschert ein kleines Rinnsal in die Tiefe. Das Wasser fließt seitlich durch die Höhle und bahnt sich seinen Weg schließlich unterirdisch unter einigen Versturzblöcken hindurch ins Freie. Eine typische „Klingensohlenhöhle“. Ganz witzig ist der „versteckte See“ am Ende der Höhle: Etwa einen Meter über dem Boden führt eine unbefahrbare, horizontale Spalte noch ein kleines Stück weiter und in ihr steht Wasser.

Auf der rechten Seite der Felswand haben einige schneckenhirnige Zeitgenossen offenbar erst vor kurzem ihre Namen eingekratzt und den Felsen verschandelt. Einer von den Typen war, wie das nachträglich hineingeflickte „s“ vermuten lässt, sogar zu doof, um seinen Namen richtig zu schreiben. Wie will man da ein korrektes Verhalten in der Natur erwarten?

Um die Dokumentation des Hohlraums in Angriff zu nehmen, machte ich erst einmal einige Fotos, bevor der wesentlich umständlichere Teil anstand: Die Vermessung. Der sehr weiche Boden ermöglichte es mir, Stäbe hineinzustecken und das Maßband dazwischen aufzuspannen. Trotzdem artete die Aktion im Alleingang in ein ausgiebiges Jonglieren mit den Messgeräten aus und ich denke, sechsarmige indische Götter haben  dem gemeinen teutonischen Höhlenwühler hier etwas voraus. Selbstverständlich wurde die Arbeit erfolgreich zum Abschluss gebracht. Das Kataster kann nun um eine neue Nummer bereichert werden!