Wenn erwachsene Männer durch den Wald pirschen

und es nach frischem Nagellack riecht, dann ist nicht der Christopher Street Day in die Pampa verlegt worden, sondern Höhlenforscher führen eine Oberflächenvermessung durch. Nagellack dient hierbei als simples Hilfsmittel, um Messpunkte diskret zu markieren.

Genau das kann der aufmerksame Beobachter am Samstag Morgen um 8 auf dem Rosenstein ungläubig bestaunen. Bernhard und ich legen einen Oberflächenmesszug zwischen dem Haupteingang der Dreieingangshöhle und ihrem Nebeneingang, der sog. „Gegenhöhle“. Warum? Wir wollen überprüfen, ob bei der Vermessung anno 1987 etwas schief gegangen ist und ob der Seitengang in der Dreieingangshöhle wirklich so hart nach rechts (Osten) abknickt und auf die Gegenhöhle zu läuft, wie es der Höhlenplan von damals zeigt.

Damals haben wir mit den seinerzeit üblichen Peilgeräten von Suunto gearbeitet. Vor allem bei stark geneigten Messstrecken ist es bei diesem Instrumententyp nicht ganz einfach, die kurze Visierlinie des Kompass‘ exakt mit dem Messpunkt zu fluchten. Heute haben wir einen Peilkompass dabei, der mit seiner langen Visierlinie im Klappdeckel und der guten Flüssigkeitsdämpfung ein sauberes Anpeilen von Messpunkten erlaubt. Vor allem, wenn der Zielpunkt höher angeordnet ist als der Standpunkt. Zusätzlich führen wir immer eine Hin- und eine Rückpeilung durch, um Messfehler besser erkennen zu können. Als Neigungsmesser nutzen wir diesmal einen Eigenbau, bestehend aus einem Geodreieck mit Lot, das auf einer Schnur aufgehängt wird. Primitiv aber höchst wirkungsvoll. Die Längenmessung erledigt das Maßband. Bernhard hat außerdem einen Laser-Entfernungsmesser dabei, der aber nicht so richtig überzeugt. Der Laserpunkt ist bei Sonnenschein schwer zu erkennen und es ist freihändig viel zu viel Gezittere, um den Zielpunkt sauber anzupeilen.

Das einzige Problem ist für uns, den alten Messpunkt am Eingang der Dreieingangshöhle wieder zu finden. Wir müssen uns damit behelfen, seine Lage aus dem Höhlenplan und den alten Messdaten zu rekonstruieren. Der Rest klappt reibungsfrei und es ist möglich, den neuen Außenmesszug am Eingang der Gegenhöhle sauber in den alten Messzug einzuhängen.

Zwei Stunden später: Die neuen Daten sind in Compass eingetippt und es zeigt sich, dass die Gegenhöhle nun im Aufriss auf einer niedrigeren Höhe zu liegen kommt, die erheblich besser zum Gangniveau der Dreieingangshöhle passt. Die Endpunkte der Dreieingangshöhle und der Gegenhöhle liegen in der Horizontalen 2,6 m voneinander entfernt, was meines Erachtens gut hinhaut. Das Zwischenstück ist leider unbefahrbar, aber man kann zumindest das Licht sehen, wenn zwei Personen von beiden Seiten hineinkrabbeln. Allerdings muss nach den neuen Daten der Knick zwischen beiden Höhlen noch stärker sein, als bisher angenommen. Das liegt vermutlich daran, dass wir den ersten Messpunkt am Eingang nicht exakt wieder gefunden haben. Während das in der Vertikalen und in Ost-West-Richtung so gut wie nichts ausmacht, kann in Nord-Süd-Richtung schnell ein Meter zusammen kommen. Ich denke, um eine Neuvermessung des gesamten Lochs kommen wir nicht herum.