Das kriechende Auge

Wie oft hat man als Höfo das Problem, dass die Abmessungen einer potenziellen Fortsetzung nicht kompatibel zu den Dimensionen des eigenen Leibes sind? Dann fängt man mit Elan an zu graben und stellt viel später fest, dass es doch nicht weiter geht.
Dem Inschenör ist nichts zu schwör! Bernhard arbeitet seit einiger Zeit an einer Sondierkamera, mit der man wenigstens ein Stück weit in unbefahrbare Löcher schauen kann. Die aktuelle Iteration des kriechenden Auges soll heute getestet werden. 
Am Nachmittag um 14 Uhr treffen Nicole, Okvin und ich mit Bernhard und Frank in der Nähe von Weißenstein zusammen. Wir fahren ein Stückchen weiter, bis die Straße aufhört und marschieren von dort durch den lauschigen Wald zum Geisterloch. Die Buben schlazen sich an und die Mädchen machen einen Spaziergang zur Falkenhöhle. Nacheinander fahren wir in die Höhle ein und transportieren das ganze Gerödel (Kamera, Laptop, Kabel,  Gestänge, Akku) zum Ende.

Vor über 30 Jahren hat jemand – vermutlich Amerikaner – an einer unbefahrbar flachen Stelle herum gemeißelt, ohne einen Durchbruch zu schaffen. Ich habe mich vor langer Zeit schon mal in die Engstelle gequetscht, konnte aber auch nicht alle Stellen einsehen. Heute werden wir es ein für allemal wissen, ob das Geisterloch noch versteckte Fortsetzungen hat!

Gangprofil im Geisterloch im Gegenlicht.
Gangprofil im Geisterloch im Gegenlicht.

Bernhard krabbelt so weit wie möglich nach hinten und bedient die Kamera, während Frank und ich das Videobild auf dem Laptop beobachten und Bernhard zurufen, in welche Richtung er die Kamera bewegen soll. Wir können tatsächlich in alle Ecken schauen und es wird klar, dass hier Ende Gelände ist; obwohl es uns schwer fällt, die Größe von Objekten und Entfernungen im Kamerabild zu beurteilen. Schade, hier wird es definitiv kein Neuland geben!

Bald stehen wir mit allem Material wieder vor der Höhle und steuern unser nächstes Ziel an. Auf dem Weg zum Fetzerschacht kommen wir am Äckerlesloch vorbei, wo wir verwundert feststellen, dass die Feuchtigkeit der Höhle Mücken anlockt und diese wiederum Rotkehlchen, die aufgeregt in der Schachtspalte herum flattern.

Wir erreichen den Fetzerschacht ohne Kampf mit dem Macheten-Joe und bereiten unsere Geräte vor. Wir lassen das Auge in ein unbefahrbares Loch vorstoßen, kommen aber schneller als befürchtet an die Grenzen des Machbaren. Ein Stein versperrt den Weg in die Lithosphäre. Dabei ist sich Bernhard sicher, dass er bei seinem letzten Test schon weiter drin war. Schade! Vielleicht geht mit dem nächsten Prototypen der Kamera mehr. Bernhard will sich an Hersteller geeigneter Geräte wenden.

Kamerasondierung
Kamerasondierung

Wir packen uns und unsere Sachen.