Jahresabschlussfeschd

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, in Höhlen kann / darf man nicht gehen, also muss man sich anderweitig unterhalten. Bernhard lädt am Samstag Abend zu sich auf seinen „Tanzboden“ ein und fast alle folgen dem Ruf mit Weib, Kind und Kegel. Auf diese Weise kommt eine ziemlich große und vergnügte Gruppe zusammen.

Nachdem das mitgebrachte Essen niedergemacht worden ist, wird der Beamer vorgeglüht und verschiedene Höfos zeigen Bilder von Touren in Frankreich, auf der Alb und im schwäbischen Keuperbergland, die in den vergangenen 12 Monaten unternommen worden sind. Ein paar Videos von den Kamerafahrten ins Innere von für Menschen unzugänglichen Hohlräumen flimmern über die Leinwand. Mit dieser Technik konnten wir uns im vergangenen Sommer Einblicke in bisher unerforschte Fortsetzungen einiger Höhlen verschaffen. Bernhard zeigt auch einige mit der IR-Kamera geschossene Wärmebilder von Höhleneingängen und von „verdächtigen Stellen“, wo Luft aus dem Boden austritt und sich vielleicht eine Höhle verbirgt.

Nachdem die Bilder gezeigt und befachsimpelt worden sind, sind die Kinder müde und knatschig, so dass kurz vor der Geisterstunde der Zusammenhock aufgehoben wird. Das nächste Jahr kann kommen!

Um die Ecke schauen

Bernhard und ich treffen uns um 11 Uhr beim Kitzinghof. Ziel der Aktion ist, mit der Sondierkamera einige unschlufbare Fortsetzungen in der Falkenhöhle zu erkunden. Falls wir Glück haben, gehen sie ja weiter und werden wieder größer! Nach einem kurzen, zackigen Handschlag streifen wir die Gummistiefel über, schultern die Schleifsäcke und treten die kurze Wanderung zum Eingang der Höhle an. Dort stoßen wir auf eine riesige Gruppe Pfadis, die zum Glück nicht auch in das Loch wollen. …

Sommerfrische Rosenstein

Ein Spaziergang führt die beste Ehefrau und mich auf den Hausberg der Heubacher, den Rosenstein. Bei der Gelegenheit werfen wir auch einen Blick in die Kleine Scheuer und die Dreieingangshöhle. In der Scheuer hängen etliche Karabiner und Bandschlingen an der Decke. Die Höhle scheint sich reger Beliebtheit bei den Kletterern zu erfreuen, da man hier auch bei Regen trainieren kann. Sehr positiv überrascht die geringe Menge an Müll in der Höhle. Kein Vergleich zu früher, wo wir manchmal alleine hier 15 kg Abfall eingesammelt haben. Auch in der Dreieingangshöhle ist alles paletti.

Kompass kalibrieren

Obwohl ich ziemlich technikaffin bin, haben wir in unserer Gruppe bislang die Anschaffung elektronischer Vermessungsgeräte (wie z.B. dem DistoX) vermieden. Die hohen Kosten stehen in keiner Relation zu den paar Höhlen, die wir pro Jahr vermessen. Wir setzen stattdessen auf die altbewährten Peilgeräte mit Magnetkompass und Neigungsmesser.

Nun müssen die optisch-mechanischen Geräte regelmäßig geprüft und kalibriert werden. Die Genauigkeitsangaben der Hersteller sollte man keinesfalls unbesehen übernehmen! Es kann schon mal vorkommen, dass die Kompassdose in der Fabrik nicht sauber ausgerichtet in das Gehäuse eingeklebt wird und man dadurch systematische Fehler erhält. Auch können Stöße beim Transport das Lager der Kompassrose beschädigen und die Genauigkeit der Messung beeinflussen. Unser Schweizer Kollege Bitterli hat sich schon vor Jahren Gedanken zu möglichen Fehlern bei der Vermessung gemacht und wie man diese am besten vermeidet (der Originalbeitrag steht in „Stalactite“ 1/1995).

Fastnachtshöhle

Am späten Vormittag schlurfen die beste Ehefrau von allen und ich – allen Blindschleichen zum Trotz – auf den Gunung Scheuel hinauf und nähern uns gemächlich der Fastnachtshöhle. Vor dem Eingang der Höhle finden wir eine Feuerstelle mit Ascheresten, die wir als erstes gleich mal abtragen, damit keine Wanderer zu der Idee verleitet werden, man könne hier im trockenen Wald im Naturschutzgebiet nach Herzenslust kokeln. …

Paparazzi

Irgendwie habe ich kaum gute Fotos von ausgerechnet der wichtigsten Höhle des Rosensteins, dem Finsteren Loch. Nicht digital und schon gar nicht auf Film – eine unbedingt zu schließende Lücke! Diesen Mangel abzuhelfen treffen sich Irene, Rudi und ich um 19 Uhr auf dem Rosenstein. Diese Uhrzeit habe ich vorgeschlagen, weil dann in der viel frequentierten Höhle hoffentlich nicht ständig Touris ins Bild latschen. …

Familientreffen

In der Brust eines jeden Höfos schlägt immer noch das Herz eines Neandertalers, was seine Vorliebe für bisweilen rustikale Auftritte erklärt. Wir hier sind ehrlich zu uns selbst und gestehen unsere paläolithische Prägung ein, weshalb wir an diesem schönen Tag einen Ausflug zu den Wohnhöhlen unserer Vorvätervorvätersväter ins Programm nehmen. Irene, Peter und meine Wenigkeit zischen um 13 Uhr los ins Lonetal. Bei der Vogelherdhöhle wimmelt es von Hominiden, die nur vortäuschen, Vertreter des modernen Menschen zu sein, indem sie statt auf Rentieren auf Konstruktionen aus Leichtmetallrohren herum reiten. In den vielen Jahren seit meinem letzten Besuch  (gefühlt Ende der Eiszeit) wurde hier inzwischen ein archäologischer Park mit Museum errichtet, dem die große und die kleine Vogelherdhöhle einverleibt wurden. Auf Neudeutsch: Zwischen der Höhle und dem von Heimweh geplagten Höfo wurde eine Pay Wall errichtet. Wir sind jedoch nicht blöd und suchen lieber andere Objekte in der Gegend auf, für die man nicht löhnen muss.

Das kriechende Auge

Wie oft hat man als Höfo das Problem, dass die Abmessungen einer potenziellen Fortsetzung nicht kompatibel zu den Dimensionen des eigenen Leibes sind? Dann fängt man mit Elan an zu graben und stellt viel später fest, dass es doch nicht weiter geht.
Dem Inschenör ist nichts zu schwör! Bernhard arbeitet seit einiger Zeit an einer Sondierkamera, mit der man wenigstens ein Stück weit in unbefahrbare Löcher schauen kann. Die aktuelle Iteration des kriechenden Auges soll heute getestet werden.  …