Peter Marwan

Grottes de Matata

Im Südwesten Frankreichs mündet die Gironde in einer breiten Mündungsbucht in den Atlantik. Kurz vor der Mündung, bei dem Örtchen Meschers, 13 Kilometer südöstlich von Royan, sind in der Kreideküste am rechten Ufer die Grottes de Matata zu finden. Es handelt sich dabei um vom Meer ausgespülte Höhlungen, die von Menschenhand später nachbearbeitet wurden. Da sie sich seit ihrer Entstehung im Zusammenhang mit der Auffaltung der Pyrenäen einige Meter gehoben haben, liegen sie heute in komfortabler Höhe über der breiten Flußmündung.

Tom Sawyers Höhlenabenteuer

Wer hat es nicht mehr im Gedächtnis, das Jugendbuch „Tom Sawyers Abenteuer“ des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain? Hier hast Du die Gelegenheit, Deine Erinnerung aufzufrischen! Was das soll, ein Artikel über ein Jugendbuch in einer renommierten Höhlenzeitschrift, wirst Du vielleicht fragen, falls Du das Buch noch nie gelesen hast. Nun, lasse Dich überraschen!

Anläßlich eines von der Familie Thatcher veranstalteten Picknicks, besucht Tom Sawyer, ebenso wie die anderen Jungen und Mädchen aus der Stadt, die an dem Picknick teilnahmen, eine ausgedehnte Höhle. Wohl eine halbe Stunde konnte man durch den bekannten Teil der Höhle streifen, ohne auf jemanden anderen zu treffen, dennoch stieß man, aus den Nebengängen kommend, immer wieder auf die Hauptgruppe, die lärmend und fröhlich, mit Kerzen in der Hand, durch die Höhle zog. Tom, der ein Auge auf Becky Thatcher geworfen hat, sondert sich mit ihr etwas von den anderen ab…

Chiroptorium in Texas erbaut

Gut, wo Texas ist, wissen wir alle. Was aber ist bitteschön ein Chiroptorium? Nun, das Wort setzt sich zusammen aus Chiroptera, dem lateinischen Gattungsnamen für die Fledermäuse und Auditorium (Hörsaal). Bauen ließ es der texanische Millionär J. David Bamberger, und im Prinzip ist es nichts anderes als eine riesige künstliche Höhle. Die in Texas verbreitetste Art von Fledermäusen, Tadarida brasiliensis (Guana-Fledermaus) wandert im Winter ins Winterquartier nach Mexiko, und wenn sie dann so ab April wieder nach Texas zurück kommen, finden sie oft keine geeigneten Wohnmöglichkeiten mehr vor. So nisten jedes Jahr über 1 Millionen der nächtlichen Jäger an einer großen Brücke in Austin, der Hauptstadt von Texas. Dieser Wohnungsnot will Bamberger mit seinem Chiroptorium nun abhelfen. Es sind dies drei miteinander verbundene kuppelförmige Hohlräume, jeweils mit einem Durchmesser von 12 Metern, sechs Metern Höhe und insgesamt 280 Quadratmetern Grundfläche. Da Fledermäuse bekanntlich recht wählerisch bei der Wohnungssuche sind, bewässerte und bepflanzte Bamberger in der Nähe des Chiroptorium sein Farmland mit Pflanzenarten, die das Wasser halten, damit die Fledermäusen durch die Mücken auch ein reichliches Nahrungsangebot vorfinden. In die künstlichen Höhlen integriert ist ein Beobachtungsstand für Wissenschaftler, der mit Solarzellen, Infrarotlicht Kameras und ähnlichen technischen Schikanen ausgerüstet ist. Was jetzt noch fehlt sind die Fledermäuse …

Die Cosquer-Höhle bei Marseille

Die außergewöhnlichen Malereien in zwei in letzter Zeit in Südfrankreich entdeckten Höhlen stellen die bisherigen Kenntnisse über die Entwicklung der Kunst in der Steinzeit in Frage. Die eine der Höhlen, die „Grotte Cosquer“ soll im Folgenden etwas näher besprochen werden1.

Schon 1985 entdeckte Henri Cosquer den Eingang zu der später nach ihm benannten Höhle, doch erst lange nachher wurde die ganze Bedeutung dieses Fundes erkannt. Im Sommer 1991 entdeckte er nämlich auf einem Dia den ersten negativen Handabdruck. Daraufhin fand im Juni 1992 die erste wissenschaftliche Befahrung der Höhle statt. Sie hatte zum Ziel die Wandmalereien in Augenschein zu nehmen, Kohlestückchen zur Datierung aufzufinden, die Objekte und Strukturen des Bodens aufzunehmen und erste geologische Untersuchungen anzustellen.

Gericht beendet Streit um ein „Loch in der Landschaft“

Der folgende Zeitungsartikel1 fiel mir vor einigen Wochen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf, und ich finde alle Höhlenfreunde sollten dabei hellhörig werden. Zunächst aber einmal der Artikel im Wortlaut:

Gericht beendet Streit um ein „Loch in der Landschaft“

Sigmaringen, 26. November (dpa).

Im Streit um ein „Loch in der Landschaft“ hat jetzt ein schwäbischer Bauer gesiegt. Das Verwaltungsgericht Sigmaringen in Baden-Württemberg entschied: Das „Loch“ darf zugeschüttet bleiben. Dies berichtete Richter Otto-Paul Bitzer am Dienstag. Verloren hat den Rechtsstreit das Landratsamt Ravensburg. Der Bauer aus Wolfegg im Allgäu hatte ein 30 Meter breites , 60 Meter langes und 7,5 Meter tiefes Loch – eigentlich eher eine Mulde – auf seiner Wiese mit Erde zugeschüttet. Vom Landratsamt erhielt er die Aufforderung, die „unerlaubt in das Loch geschütteten 2000 Kubikmeter Erde“ wieder zu entfernen – es handle sich um ein „geologisches Denkmal“. Der Bauer wehrte sich. Er hatte das Loch – der besseren Bewirtschaftung wegen – zugeschüttet, und dabei sollte es auch bleiben. Das Landratsamt sah durch die Auffüllung die oberschwäbische Hügellandschaft gefährdet. Zu ihr gehören nach Auffassung der Behörde jene aus der Eiszeit stammenden „Löcher“.. Sie seien entstanden, als unterirdische Eismassen schmolzen und die Erde eingesackt sei, hieß es. In diesen „Toteis-Löchern“ bilden sich häufig Biotope mit seltenen Tieren und Pflanzen. Das Gericht nannte es in Anbetracht des enormen finanziellen Aufwandes „unverhältnismäßig“, von dem Bauern zu verlangen, das „Loch“ wieder freizulegen.

Felsendome werden zur bizarren Wunderwelt

Altes Bergwerk: Fledermäuse überwintern mit Eiskruste

Die eiskalte Witterung der letzten zwei Wochen hat die Rabensteiner Felsendome bei Chemnitz in eine bizarre Wunderwelt verwandelt. Überdimensionale Eiszapfen in dem alten Kalksteinwerk verzaubern groß und klein gleichermaßen: Das von den Decken und Wänden laufende Tropfwasser gefriert im frostigen Luftzug der Gänge sofort zu Eis. So wachsen von oben und von unten meterlange Säulen. „Zwar hatten wir im vergangenen Jahr ähnliches zu bieten, aber nicht schon so zeitig im Winter und schon gar nicht in diesem Ausmaß“, erinnert sich Bergwerksführer Bernhard Hartwig. „Kurz vor Weihnachten ging’s los“.

Rapa Nui- Höhlenforschung im Paradies

Am 6. Januar flimmerte in unzähligen deutschen Wohnzimmern „Rapa Nui -Rebellion im Paradies“ über die Fernseher, der Film, der 1994 ein großes Interesse an der Osterinsel hervorgerufen hatte. Die „Höhlenperle“, immer auf der Höhe des Zeitgeistes, nimmt diesen Film daher zum Anlaß, sich mal etwas tiefer mit der Osterinsel zu beschäftigen, also mal in das Innere der Insel, das heißt, in die Höhlen zu schauen.

Weit draußen im Pazifik, genau auf 109º26´westlicher Länge und 27º9´südlicher Breite, ragt eine Insel aus dem Meer, die wegen ihrer Entdeckung am Ostermontag 1722 durch den holländischen Admiral Roggeveen „Osterinsel“ genannt wird. Entdeckung ist hier aber vielleicht doch nicht das richtige Wort, denn Herr Roggeveen stieß nicht auf ein menschenleeres Eiland, sondern auf Einwohner mit rätselhafter Herkunft und Kulturgeschichte.

Ein Besuch in Wookey Hole

Ich gebe es lieber gleich am Anfang ganz unumwunden zu: Ja, ich war in einer Schauhöhle! Und ich stehe auch dazu, denn Wookey Hole ist nicht irgendeine Schauhöhle, es ist ein historischer Ort, der einige Besonderheiten aufzuweisen hat, die einen Besuch rechtfertigen, meine ich jedenfalls. Doch wo befindet sich eigentlich die Stätte meines unrühmlichen Treibens?

Wookey Hole liegt in den Mendip Hills in Somerset, in Südwestengland, ca. 20 Meilen südlich von Bristol. Während auf der Oberfläche freundliche Apfelbäume stehen, auf denen die Äpfel für den wohlschmeckenden Cider wachsen, der eine Spezialität dieser Gegend ist, gehen im Untergrund seit langer Zeit schon bedeutende Dinge vor. Etwas weiter südlich, aber noch im gleichen Höhenzug, liegt die bekannte Cheddar Gorge, nach der der berühmte, aber nicht bei allen beliebte, Käse benannt ist, und im Vergleich zu ihr wirkt der Eingang zu Wookey Hole eher bescheiden. Auch der Ausgang, der immerhin auch die Quelle des Flusses Axe ist, der sich von hier aus durch das nördliche Somerset schlängelt, bis er in den Bristol Channel und damit in den Atlantik mündet, wirkt auf den Besucher eher idyllisch.

Die Berichterstattung über die Blautopfbefahrungen im Herbst 1995 und Frühjahr 1996

Nein, hier soll nicht ein weiteres Kapitel einer unendlichen Geschichte geschrieben werden, und es soll auch nicht über geologische Fragen gefachsimpelt werden, die Frage ist vielmehr, wie stellte sich die Höhlenforschung in den letzten Monaten für einen außenstehenden aber interessierten Menschen dar? Welche Eindrücke wurden im Zusammenhang mit der Berichterstattung vermittelt? Und schließlich soll eine Bewertung versucht werden, welchen Nutzen diese ungewohnte Publizität für die Höhlenforschung vielleicht gehabt haben mag.

Dabei beschränkt sich diese kleine Untersuchung auf die Printmedien, versucht da aber ein möglichst breites Spektrum zu erfassen, wie aus der Liste der einbezogenen Artikel im Anhang hervorgeht. Sowohl lokale und regionale, wie auch bundesweit verbreitete Zeitschriften wurden einbezogen. Die Auswahl ist willkürlich.

Die Höhlen in den Matumbi Hills (Tanzania) und ihre Bedeutung für die Einheimischen

1. Vorbemerkungen

Die Matumbi Hills liegen im Südosten Tanzanias, im Bezirk Lindi unweit der Stadt Kilwa.Die dortigen Höhlen wurden kürzlich durch zwei Forschungsreisen untersucht. Zunächst 1994 durch eine kleine deutsch-türkische Gruppe1 und dann 1995 durch eine größere Gruppe mit vier deutschen und acht italienischen Teilnehmern2. Entstehung und Gestalt der Höhlen wurden dadurch weitgehend vollständig erfaßt und beschrieben.

Als Teilnehmer der zweiten Reise wurde ich von den Einheimischen wiederholt gefragt, warum ich mich mit diesen Höhlen beschäftige. Dadurch wiederum wurde ich angeregt mir Gedanken darüber zu machen, was für eine Bedeutung diese Höhlen im Leben der örtlichen Bevölkerung haben. Erste direkte Nachfragen blieben erfolglos, entweder wollte oder konnte man mich nicht verstehen. Langsam wurde es deutlich, dass die dortigen Menschen trotz ihrer auffallenden Höflichkeit und Freundlichkeit dem Fremden gegenüber doch eine gewisse Reserviertheit bewahren, sobald ihre Privatsphäre berührt wird. Trotzdem kristallisierten sich nach und nach einige Beziehungen der Einheimischen zu den Höhlen heraus.